Staatsbetriebe als Missionare der ökologischen Korrektheit

Kürzlich erhielt ich mein neues Halbtax-Abo von der SBB. Unten rechts auf dem Begleitschreiben stand folgender Satz:

Ihre alte Abokarte können Sie übrigens an jeder Verkaufsstelle entsorgen lassen  –  der Umwelt zuliebe.

Stellen Sie sich vor, sie fahren zum SBB-Schalter oder machen einen Umweg, um ihr altes Halbtax-Abo am SBB-Schalter abzugeben. Wie sieht dann wohl die Ökobilanz dieses Schwachsinns aus? Und entsorgt die SBB ökologischer als wenn ich die Karte einfach in den Abfall werfe, wo dann immerhin der Brennwert der Karte für die Energie-/Wärmenutzung nicht verloren geht? Ökobilanz hin oder her, darum geht es der SBB-Ökö-PR-Abteilung gar nicht. Hauptsache, der Staatsbetrieb profiliert sich als ökonomischer Missionar für die gute Sache. Auch andere Staatsbetriebe wie Post oder SRG/SRF sowie staatliche Verwaltungen machen auf solchen rein symbolischen Ökotrips munter mit  –  oft mit Zusatzkosten zulasten von Steuer- und Gebührenzahlern. So etwa, wenn Städte ihren Fahrzeugpark mit horrend teuren Elektroautos ergänzen. Man müsse mit gutem Beispiel vorangehen, heisst es dann jeweils zur Begründung. Wie wenn ein solches mit fremdem Geld finanziertes Vorbild eine besondere moralische Qualität hätte. Die wenigsten Privatpersonen können sich solche Eskapaden leisten, weil sie dafür selbst bezahlen müssen.