ewz: Ideologie statt ökonomische Vernunft

Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich ewz teilt seinen Zwangskunden mit Schreiben vom 25. August 2014 mit, dass nach einem entsprechenden Beschluss des rot-grün beherrschten Gemeinderats ab 1. Januar 2015 nur noch Strom aus erneuerbaren Energien geliefert werde. Die Stimmberechtigten hätten sich für die 2000-Watt-Gesellschaft und eine nachhaltige Zukunft ausgesprochen. „Atommixpower“ gibt es ab nächstem Jahr nicht mehr. Dass aus der Steckdose natürlich weiterhin ein Mix mit „Atomstrom“ kommt und dass dies mit dem Kauf von Zertifikaten kompensiert wird, steht im Schreiben des ewz nicht. Das könnte ja die geneigte Zwangskundschaft verwirren und die moralische Entlastung des scheinbaren Verzichts auf „Atomstrom“ beeinträchtigen.

Wer über die technischen und ökonomischen Zusammenhänge in der Stromproduktion und -verteilung informiert ist, kann ob dieser vom Volk gewünschten Marschroute nur den Kopf schütteln. Schon die Idee einer 2000-Watt-Gesellschaft, ETH-Gutachten hin oder her, ist rein von moralischem Impetus getrieben und findet vor allem unter den Leuten Anhänger, denen jedes Mittel recht ist, um der ungeliebten kapitalistischen Marktwirtschaft Sand ins Getriebe zu streuen. Falls die Technologien der erneuerbaren Stromproduktion tatsächlich die gewaltigen Fortschritte machen würden, welche die Anhänger der 2000-Watt-Gesellschaft stets behaupten, gäbe es keinen Grund zu einer Rationierung des Verbrauchs. Niemand kennt aber die technologische und ökonomische Entwicklung inklusive Kosten und Preise der kommenden Jahrzehnte. Deshalb ist die Vorgabe eines bestimmten durchschnittlichen Stromverbrauchs ein verkehrter Ansatz.

Selbstverständlich haben der erwähnte Zürcher Volksentscheid und der Beschluss des Gemeinderates absolut keinen Einfluss auf den Rest der grossen weiten Welt, weder ökonomisch, noch ökologisch-klimamässig. Doch Symbolpolitik für das gute Gewissen ist in satten Wohlstandsgesllschaften besonders populär. Als vorläufiger Zwangskunde des ewz und Gegner einer ideologischen Energiepolitik kann man nur hoffen, dass die Liberalisierung des Strommarktes auch für Privatkunden bald Tatsache werden wird, damit man den Stromlieferanten frei wählen und sich aus dem Zwangsvertrag mit dem massiv politisierten ewz verabschieden kann.

 

Ein Gedanke zu „ewz: Ideologie statt ökonomische Vernunft

  1. Sehr guter Post. Ob die freie Anbieterwahl allerdings bald auch für Privatkunden Tatsache werden wird, scheint höchst fraglich zu sein. Frau Leuthard behauptet, die Liberalisierung werde der Energiewende erst recht Fahrt verleihen. Aber was ist denn diese Wende oder diese ominöse Energie“strategie“ 2050? Nichts anderes als der Versuch sowohl die Produktion als auch den Verbrauch von Strom zentralplanwirtschaftlich zu steuern. Welche Rolle könnte der Wettbewerb in einem solchen Umfeld übernhaupt übernehmen? Die grossen Stromproduzenten wollen übrigens alle weg von der Produktion und hin zur Strategie, Anbieter von umfassenden Energiedienstleistungen zu werden. Die Verbraucher würden dann also wohl den grössten Teil ihres Strombedarfs selber produzieren… wie kann das alles gehen? Gar nicht! Wir werden einen enormen Scherbenhaufen sehen… bald einmal.

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