Wenn die Digitalisierung auf halbem Weg stecken bleibt

Ich weiss nicht, ob ein kürzliches Alltagserlebnis für einen schweizerischen Digitalisierungsrückstand symptomatisch sein könnte, ein Rückstand, der zum Beispiel im Gesundheitswesen Milliarden an Kosteneinsparungen und weitere Qualitätsfortschritte verhindert. Doch hier geht es um einen anderen Bereich.

Ich kaufte an einem Freitag auf der Auktionsplattform Ricardo ein Set gebrauchte Kaffeetassen mit Untertellern. Sehr zügig gelangte ich dort zur Bezahlfunktion mit einer Auswahl an Zahlmöglichkeiten. Ich wählte mein Postfinance-Konto, zugänglich über die Postfinance-App. Dort lässt sich der QR-Code, der online auf Ricardo erscheint, scannen und die Zahlung auf der App in Auftrag geben. Bis hierher dauerte der Prozess höchstens zwei Minuten.

Danach passierte aber drei volle Tage nichts, weil ein Wochenende dazwischenlag. Erst am Montag wurde die Zahlung bei Postfinance ausgelöst und erschien dann auf dem Konto des Empfängers. Auch unter der Woche werden Zahlungsaufträge offenbar erst am folgenden Tag ausgeführt. Wird da etwa zum Schutz des Kunden noch irgendetwas „manuell“ kontrolliert? Warum machen die elektronischen Systeme einfach mal Pause?

Antworten auf diese Fragen nehme ich gerne in der Kommentarfunktion entgegen.

Die schiefen Analogien von Roger Köppel

Eine andere Sicht zur Rolle der USA im Ukraine-Krieg

In seinen «Weltwoche daily»-Podcasts verwendet Roger Köppel, der engagierte Gegenredner gegen den Medien-Mainstream (alle Medien ausser der Weltwoche), immer wieder schiefe Analogien. Er will damit unter anderem ausdrücken, dass die USA genauso skrupellos Machtpolitik betrieben oder noch betreiben wie die Russen oder die Chinesen.

Ganz schief ist zum Beispiel die regelmässig vorgebrachte rhetorische Frage, wie wohl die USA reagieren würden, wenn in mexikanischen Gewässern vor der Küste der USA chinesische oder russische Flottenverbände kreuzen würden – also genau so wie die Pazifik-Flotte der USA in den Gewässern vor China und Russland.

Welchem demokratisch verfassten Land in der Nachbarschaft der USA würde es wohl einfallen, die Chinesen oder die Russen zum Schutz vor den Machtgelüsten der USA einzuladen? Höchstens Diktaturen wie Venezuela oder Kuba (wie in den 1960er Jahren bereits gehabt) könnten versucht sein, einen solchen Machtpoker anzuzetteln.

Dagegen fühlen sich im Fernen Osten mehrere demokratische Länder von höchster weltwirtschaftlicher Bedeutung wie Japan, Südkorea und Taiwan völlig berechtigt von den latent aggressiven Ambitionen der chinesischen und russischen Autokratien bedroht und sind heilfroh über die militärische Präsenz der amerikanischen Schutzmacht. Und weshalb gehört auch Vietnam zu diesen Staaten, trotz Vietnamkrieg mit US-amerikanischen Kriegsverbrechen?

Eine andere Sichtweise, die noch zu begradigen wäre, betrifft die Kritik an der Dominanz der US-amerikanischen Interessen im Verhältnis Europas zu Russland.

Es ist hinlänglich bekannt und wurde von amerikanischen Regierungen auch immer wieder bemängelt, dass es sich die europäischen Wohlfahrtsstaaten nach dem Zerfall der Sowjetunion unter dem militärischen Schutzschirm der USA bequem eingerichtet und ihre Wohlfahrtsstaaten fleissig auf Kosten ihrer Militärbudgets ausgebaut haben – Merkel-Deutschland ganz zuvorderst.

Die Folge ist, dass die Schlagkraft der Nato weitestgehend von den Ressourcen der USA abhängig ist. Deshalb ist es völlig unangebracht und scheinheilig, sich als Europäer über die dominierende amerikanische Perspektive in der Auseinandersetzung mit Russland zu beklagen, einem Russland, das für die angrenzenden demokratischen Nachbarländer angesichts historischer Erfahrungen und bereits getätigter russischer Annexionen in jüngerer Zeit eine ständige Bedrohung darstellt.

Dieser Text erschien in einer leicht gekürzten Fassung am 12. November auf Weltwoche online und löste 236 Kommentare sowie zahlreiche „dislikes“ aus.