Das lange Gesicht des Stadtkämmerers von Essen

Die schweizerische Nationalbank hat mit ihrem Coup vom 15. Januar, 10.30h, auch viele ausländische Franken-Schuldner überrumpelt. Gemäss Schweizer Fernsehen betragen die betreffenden ausstehenden Forderungen schweizerischer Banken insgesamt rund 150 Mrd. CHF. So haben sich zum Beispiel viele polnische und österreichische Haus- oder Wohnungskäufer aus Zinsüberlegungen mit Schweizer Hypothekarkrediten finanziert. Wenn man die langfristige Entwicklung des CHF-Kurses vor Augen hat, erscheint dieses Vorgehen doch als ziemlich abenteuerlich. Und wenn eine Zentralbank die eigene Währung gegen eine Aufwertung verteidigen muss, spricht das doch eher für eine spätere Aufwertung. Diese Risiken zu ignorieren, kann man nur als fahrläsig bezeichnen.

Dass sich aber sogar auslländische Kommunen, zum Beispiel die Stadt Essen, in CHF verschuldeten (und jetzt ganz lange Gesichter machen), gehört für mich ins Kapitel „Die Torheit der Regierenden“ (Barbara Tuchman). Sich als öffentliche Verwaltung in einer starken ausländischen Währung zu verschulden, ist an sich schon fragwürdig. Immerhin liessen sich die Währungsrisiken aus solchen Verpflichtungen ja auch relativ einfach und günstig absichern. Das Schweizer Fernsehen zeigte das lange Gesicht des Essener Stadtkämmerers (Finanzvorstand), der das x-Millionen teure Schlamassel zu verantworten hat. Wie man mit einer solchen beruflichen „Kompetenz“ überhaupt in ein solches Amt gelangt, wird dort kaum jemand fragen. Lieber beschuldigt man die SNB, unverantwortlich gehandelt zu haben  –  was aus einer anderen Perspektive nicht ganz falsch ist.