«Ich glaube es ist nicht zynisch, heute ein Bier auf Maggies besten Tag zu trinken», schrieb David Roth, Vizepräsident der SP Schweiz und Präsident der Jungsozialisten auf Facebook am Tag, als Baroness Margaret Thatcher starb.
Pietätlosigkeit ist das eine, aber mindestens so schlimm ist der totale Mangel an wirtschaftshistorischem Bewusstsein von politischen Grünschnäbeln wie Roth. Leider können sie darauf zählen, dass es auch in weiten Teilen der Bevölkerung daran fehlt. Nicht nur in der Schweiz: Wenn in London Jugendliche Thatcher-Bilder verbrennen, kann man nur den Kopf schütteln oder in politischen Zynismus verfallen angesichts der Tatsache, dass gewisse Kreise die Senkung des Stimmrechtsalters auf 16 Jahre fordern.
Fakt ist: Grossbritannien stand bei der Amtsübernahme von Thatcher wegen einem jahrelangen Ausbau des Wohlfahrtsstaats auf Pump und dank verantwortungslosen übermächtigen Gewerkschaften vor dem wirtschaftlichen Abgrund (zweitstellige Inflation, hohe und wachsende Arbeitslosigkeit, defizitäre hoch subventionierte Staatsbetriebe, wachsende Staatsverschuldung). Das sind genau die Zustände, die mit einem Juso-Programm auch in der Schweiz drohen würden.
Wenn marode Industrien (Bergbau etc.) und hoch subventionierte Staatsbetriebe geschlossen oder privatisiert wurden und dabei Stellen verloren gingen, sollte man die Schuldigen unter jenen Politikern vor der Thatcher-Ära suchen, die für diese Verhältnisse verantwortlich waren. Die Reformwiderstände, die Thatcher zu überwinden hatte, waren enorm, aber sie schaffte es dank ihrer klaren liberalen Linie und unglaublichem Durchstehvermögen. Wo gibt es heute noch solche Politiker(innen)?