Wie eine Anti-Diskriminierungskampagne das Gegenteil des Erhofften bewirken kann
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Die Kampagne „Ban the Box“ in New York zielte darauf ab, die Diskriminierung von Personen mit Vorstrafen am Arbeitsplatz zu verringern. Auf Standard-Bewerbungsformularen gab es ein Kästchen, das Bewerber ankreuzen mussten, falls sie vorbestraft waren. Da Afro-Amerikaner überproportional mehr Vorstrafen haben, wollte das vor einigen Jahren verabschiedete Gesetz „New York City Fair Chance Act“ die Anstellungschancen von schwarzen Bewerbern verbessern, indem dieses Kästchen entfernt wurde. Die Hauptziele des Gesetzes sind gemäss Bing Copilot von Microsoft:
Förderung fairer Einstellungspraktiken – Individuelle Beurteilung – Gelegenheit zur Reaktion
Arbeitgeber dürfen Bewerber erst nach ihrer kriminellen Vergangenheit fragen, nachdem ihnen ein bedingtes Stellenangebot unterbreitet wurde. Arbeitgeber müssen eine individuelle Beurteilung der kriminellen Vergangenheit des Bewerbers vornehmen und dabei Faktoren wie die Art des Verbrechens, seine Relevanz für die Stelle und die seit der Verurteilung vergangene Zeit berücksichtigen. Bevor Arbeitgeber aufgrund der kriminellen Vergangenheit eines Bewerbers nachteilige Massnahmen ergreifen, müssen sie eine schriftliche Benachrichtigung ausstellen und dem Bewerber Gelegenheit zur Reaktion geben.
Der Bing Copilot erwähnt zudem, es gebe auch potenzielle negative Auswirkungen des Gesetzes, nämlich:
Erhöhter Verwaltungsaufwand – Verzögerung des Einstellungsprozesses – Verwirrung über die Einhaltung der Vorschriften
Arbeitgeber müssen möglicherweise mit erhöhtem Verwaltungsaufwand rechnen, um die Anforderungen an individuelle Beurteilungen und Benachrichtigungen zu erfüllen. Die zusätzlichen Schritte, die vor einer endgültigen Einstellungsentscheidung erforderlich sind, können den Einstellungsprozess verlangsamen. Arbeitgeber haben möglicherweise Schwierigkeiten, die verschiedenen Anforderungen zu verstehen und umzusetzen, insbesondere in Remote-Arbeitsumgebungen.
Erst auf weiteres Nachfragen hin erwähnt der Copilot dann noch die wirklich wichtigen negativen Anreizwirkungen von solchen Regulierungen, bei denen höhere Moral wegleitend war und nicht das sorgfältige Nachdenken über die möglichen Wirkungen:
Weniger Einstellungen – Alternative Kriterien – Verstärkte Diskriminierung
Manche Arbeitgeber könnten insgesamt zögerlicher werden, neue Mitarbeiter einzustellen, insbesondere wenn sie den Prozess als übermässig belastend oder riskant empfinden. Arbeitgeber könnten sich auf andere Kriterien verlassen, wie etwa Lücken in der Beschäftigungsgeschichte oder im Bildungshintergrund, die dennoch indirekt bestimmte Gruppen diskriminieren können. Es gibt Hinweise darauf, dass „Ban the Box“-Richtlinien unbeabsichtigt die rassistischen Unterschiede bei den Beschäftigungsergebnissen erhöhen können.
Am wichtigsten sind diese letzten drei Punkte, weil sie genau das erfassen, was gut gemeinte Anti-Diskriminierung oft auszeichnet – eine neue Diskriminierung. Wer aber meint, dies sei ja nur ein Beispiel aus den USA und bei uns sei alles anders, irrt. Auch bei uns gibt es zu viel moralgeleitete Politik, die weitgehend Symbolik des guten Gewissens ist und nicht selten das Gegenteil dessen erreicht, was als Ziel vorgegeben wird. Der prominente deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn hat ein ganzes Buch mit dem Titel „Das grüne Paradoxon“ geschrieben, das die potenziell kontraproduktiven Folgen einer rot-grünen Klimapolitik thematisiert.