Greta hatte recht!

Drei COP29-Texte durch den BlaBlaMeter geschickt

Foto von Aslıhan Altın auf Unsplash

Die in Ungnade gefallene frühere schwedische Klima-Ikone Greta Thunberg hat einmal nach einer COP-Konferenz ein Kurzurteil über den Monsteranlass abgegeben: Blabla! Wenn man die Webseite der Baku-Konferenz COP29 öffnet und sich die ausufernde Menge von Texten anschaut, muss man sagen, Greta hatte wahrscheinlich recht. Um dies aber objektiver zu prüfen, habe ich drei zufällig ausgewählte Textstücke in englischer Sprache mehrmals durch den BlaBlaMeter geschickt (BlaBlaMeter kann auf Englisch umgestellt werden). Mehrmals, um zu prüfen, ob die Indexzahl genügend oft im gleichen Bereich liegt. Dies war in einem engen Streubereich der Fall, wenn auch nicht immer der genau gleiche Indexwert angezeigt wurde.

Wer will, kann die drei Textstücke in Englisch lesen, muss aber nicht. Man kann sich auf die drei Bullshit-Bewertungen mit deutscher Übersetzung beschränken. Dies sind die Ergebnisse in aufsteigender Bullshit-Reihenfolge (0 = frei von Bullshit, 1 = maximaler Bullshit):

Global Climate Action: Intro-Text
At the United Nations Climate Change conference in Paris, COP 21, governments agreed that mobilizing stronger and more ambitious climate action is urgently required to achieve the goals of the Paris Agreement. Action must come from governments, cities, regions, businesses and investors. Everyone has a role to play in effectively implementing the Paris Agreement. The Paris Agreement formally acknowledges the urgent need to scale up our global response to climate change, which supports even greater ambition from governments. The commitments from all actors are recognized in the decision text of the Paris Agreement, including those launched through the Lima–Paris Action Agenda.

Deutsch (mit Google Translator): Da stimmt was nicht. Offensichtlich möchten Sie etwas verkaufen oder jemanden beeindrucken. Sind Sie sicher, dass Sie eine echte Botschaft haben, und wenn ja: Wer würde sie verstehen?

Baku Workplan to Elevate Voices of Indigenous Peoples and Local Communities in Climate Action
The FWG’s 2024 report identified several barriers to full and effective participation of Indigenous Peoples and local communities in the UNFCCC process, including language barriers and lack of strategic alignment of FWG membership transitions with workplan development and activity review timelines. To overcome these challenges, COP 29 invited Parties that wish to do so to provide simultaneous interpretation into languages other than the official languages of the United Nations to better reflect the linguistic diversity of participants at meetings of the FWG and in mandated LCIPP events. The adopted decision also introduces staggered FWG membership terms to preserve institutional knowledge and ensure continuity.

Deutsch: Das ist echt übel. Wir wetten, Sie sind PR-Experte, Politiker, Berater oder Wissenschaftler. Wenn es eine Botschaft gibt, ist es unwahrscheinlich, dass sie irgendjemanden erreicht. Vielleicht sollten Sie weniger Aufwand darauf verwenden, jemanden zu beeindrucken.

Paragraph from Introduction to Gender and Climate Change
Yet, women can (and do) play a critical role in response to climate change due to their local knowledge of and leadership in e.g. sustainable resource management and/or leading sustainable practices at the household and community level. Women’s participation at the political level has resulted in greater responsiveness to citizen’s needs, often increasing cooperation across party and ethnic lines and delivering more sustainable peace. At the local level, women’s inclusion at the leadership level has lead to improved outcomes of climate related projects and policies. On the contrary, if policies or projects are implemented without women’s meaningful participation it can increase existing inequalities and decrease effectiveness.

Deutsch: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben es geschafft, unsere Indexskala von 0 auf 1 zu sprengen. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Sie irgend jemand anderen beeindrucken werden, aber Sie haben es geschafft, uns zu beeindrucken!

Spass darf auf volldaneben.ch sein, aber die Sache mit der COP-Sprache hat auch eine ernste Seite. Die Klimabürokratie und das ganze darum herum rotierende Umfeld benützt die für UNO-Projekte typische Insider-Sprache, die für Aussenstehende floskelhaft fremd klingt und kaum verständliche Information liefert. Die Sprache steht symbolisch für das Eigenleben dieser riesigen und inzwischen fest etablierten klimaaktivistischen Szene. Man stelle sich nur mal vor, wie viel bürokratische Beschäftigung dieser ganze Wust von Beschlüssen, Protokollen und sonstigen Dokumenten, die eine COP-Konferenz produziert, in den betroffenen staatlichen, staatsnahen und klimakommerziellen Institutionen und Organisationen der rund 200 UNO-Mitgliedsländer auslöst!

Und was nützt es dem Klima?
Was sicher ist: All die COPs sind zu riesigen Beschäftigungsprogrammen geworden. Doch was nützt dieser gewaltige Aktivismus dem Klima? In der Online-Zeitschrift Nebelspalter wurde jüngst über eine Studie berichtet, in der Forscher analysierten, wie viele von 1’500 untersuchten klimapolitischen Massnahmen überhaupt die CO2-Emissionen reduzierten. Es waren ganze 63, also rund 4 Prozent! Publiziert wurde die Studie in der Zeitschrift der American Association for The Advancement of Science.

Es gibt wenig Grund zur Annahme, dass Klimamassnahmen, die in Baku bestätigt, neu beschlossen und wortreich beschworen wurden, eine viel bessere Bilanz vorweisen werden. Man stelle sich nur mal vor, was es bedeutet, Hunderte Milliarden Dollar (bis jetzt allerdings nur deklamatorische Finanzierungszusagen) auf Tausende einzelner Projekte in Dutzenden von Ländern des Gobalen Südens herunterzubrechen und dann auch effizient und nachhaltig umzusetzen! Was da an Reibungsverlusten, Hindernissen, Versickerungen und Scheitern aller Art möglich ist, nicht zuletzt in den armen Ländern mit schlechter Politik, geht auf keine Kuhhaut. Man wird am Ende wohl sagen müssen: Gretas Blabla-Urteil über die COP-Konferenzen war überhaupt nicht voll daneben.

Zum Schluss noch ein Selbsttest. Mein einleitender Abschnitt oben erzielte im BlaBlaMeter ein brillantes Ergebnis:

Wenn das kein Qualitätsbeweis für den BlaBlaMeter ist!

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