Meine Prognose pro Harris: voll daneben!

Am 20. August lehnte ich mich weit aus dem Fenster und schrieb hier auf diesem Blog:

Wenige Tage nach der Ankündigung von Joe Biden, keine zweite Amtszeit als Präsident anzustreben, und nach der einhelligen Zustimmung der Elite der Demokraten zu einer Kandidatur von Vizepräsidentin Kamala Harris, war für mich klar, dass Trump die Wahl verlieren wird.“

Das ging nun wirklich voll daneben! Meine damaligen, damals gar nicht so unplausiblen Begründungen kann man auf der Startseite in der rechten Spalte im Archiv unter „August 2024“ finden.

Interessanter sind heute aber die möglichen Gründe für den von kaum jemandem in diesem Ausmass erwarteten Sieg von Donald Trump. Die seriöse und um Neutralität bemühte US-amerikanische Plattform „The Liberal Patriot“, die der Demokratischen Partei nahesteht, bietet in ihrem Newsletter vom 11. November eine Analyse unter der Überschrift „10 Things We Know About the Election So Far“. Dabei werden unter anderem folgende Punkte genannt:

Harris’ Niederlage entspricht einem weltweit zu beobachtenden Trend, der sich gegen Amtsinhaber richtet. Ein wichtiger Aspekt dieser Wahl ist die Tatsache, dass die amtierenden Parteien in den Demokratien auf der ganzen Welt in diesem Jahr grosse Schwierigkeiten hatten.

In einer Umfrage von Gallup vor den Wahlen gaben die Wähler an, dass die Wirtschaft und die Einwanderung die beiden Probleme seien, die ihnen am wichtigsten seien – und dass sie den Republikanern mehr zutrauten als den Demokraten, diese zu lösen.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Blueprint nach der Wahl bezogen sich vier der fünf Hauptgründe, die die Wähler gegen Harris angaben, auf ihre Frustration über Bidens Präsidentschaft. Fast zwei Drittel der Amerikaner waren der Meinung, das Land sei auf dem falschen Weg.

Die Minderheit, die diese Meinung nicht teilte, waren Angehörige der progressiven Eliten in den meinungsmächtigen Institutionen, wie die Ergebnisse einer Umfrage zeigen:

Quelle: Survey by the Committee to Unleash Prosperity (2023)

Des weiteren nannte The Liberal Patriot noch folgende Punkte, die zur Niederlage von Harris beigetragen haben können:

Während des Wahlkampfs war Harris nicht bereit, ihre früheren linken Positionen zu Themen wie der Abschaffung privater Krankenversicherungen, der Beschlagnahmung von Waffen oder der Entkriminalisierung von Grenzübertritten offen anzusprechen.

Eines der Themen, bei denen die Demokraten bei dieser Wahl einen klaren Vorsprung hatten, war die Abtreibung, und sie bemühten sich, diesen Vorsprung auszunutzen, in der Hoffnung, ihre Defizite bei Inflation und Einwanderung auszugleichen. Doch das Thema Abtreibung hat den Demokraten keinen Auftrieb gegeben.

Einer der auffälligsten Trends des letzten Jahrzehnts ist der Rückgang der Unterstützung der Demokraten unter den Nicht-Weissen – und entsprechend der Anstieg der Unterstützung für die Republikaner. Gleichzeitig wird die Klassenkluft immer grösser. Seit einigen Jahren berichten wir darüber, wie sich die Demokraten, die jahrzehntelang als Partei der Arbeiterklasse wahrgenommen wurden, langsam in eine Partei der freien Berufe, also in eine Partei der akademisch gebildeten Elite verwandelt haben.

Eine weitere Umfrage zeigte, wie die Eliten mit grossen Mehrheiten bereit sind, den normalen Wählern den Gebrauch von Gasheizungen, von benzingetriebenen Autos, von Freizeit-Flugreisen, von SUVs und von Klimatisierungsgeräten im Haushalt zu verbieten. Blau steht für die wahlberechtigte Bevölkerung, rot und grau sind Angehörige der Eliten.

Quelle: Survey by the Committee to Unleash Prosperity (2023)

Der deutliche Wahlsieg von Trump hat hoffentlich die Wirkung, dass die Eliten von ihrem moralischen Hochsitz heruntersteigen und ihren Woke-Level mässigen.

4 thoughts on “Meine Prognose pro Harris: voll daneben!”
  1. Auf meinem Blog konnte man seit Nov. 2022 nachlesen, weshalb die Wahrscheinlichkeit 65% sei, dass Trump gewinnt. Kommentar auf der Homepage: https://information-intelligence.ch, Fachbeitrag zur Meinungsforschungsmethodik: https://information-intelligence.ch/die-unbedarftheit-der-marktforscher-bei-absichtsfragen/ . Selbst habe auch ich die Zunahme der Wählerschaft für Trump insgesamt unterschätzt, weil ich – wie sie – nicht geahnt habe, wie stark die Ablehnung von Harris durch junge Macho-Männer (auch nicht weisse) sein würde und wie wenig das Abtreibungsthema (strenge Abtreibungsgesetze können , bspw. in anderen Staaten immer noch umgangen werden) mobilisiert. (Vermeintliche) Teuerung und Einkommensungleichheiten (Neid!) können halt nicht umgangen werden uns sitzen tief.

  2. Harris war nicht gut genug fuer ihre Kanditatur vorbereitet und ihr chronischen Grinsen wurde mit der Zeit stoerend. Das groesste Problem fuer die Demokraten war aber die Abwanderung der Minderheiten auf die republikansche Seite!

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