Moving Peak Oil

Wenn physische Knappheit droht, greifen ökonomische Gesetze

Vor einigen Jahren publizierte die NZZ meinen Kommentar zum Thema ‚Peak Oil‘. Damit ist die absehbare Verknappung und Erschöpfung endlicher Ressourcen wie Erdöl oder Erdgas gemeint. Hier folgt ein Ausschnitt aus meinem damaligen NZZ-Beitrag:

Schon im Gefolge der düsteren Prognosen des Club of Rome in “Grenzen des Wachstums” (1972) und unter dem Eindruck der Ölkrisen der 1970er Jahre hatten Warnungen vor der Erschöpfung fossiler Energievorräte Hochkonjunktur. Doch musste der prognostizierte Zeitpunkt der Erschöpfung bzw. des Fördermaximums immer wieder hinausgeschoben werden. Der “peak oil” ist vom Ölpreis abhängig: Bei hohem Ölpreis lohnt es sich, Lagerstätten selbst zu höheren Kosten weiter abzubauen und in Technologie zu investieren. Mit steigendem Ölpreis und technologischem Fortschritt in Exploration und Produktion verschiebt sich der “peak oil” in die Zukunft.

Zwischen 1980 und 2020 haben sich die nachgewiesenen Erdölreserven fast verdreifacht (zum Vergrössern Grafik anklicken):

Die Abbildung zeigt die Mengen an Erdöl, von dem wir mit hinreichender Sicherheit wissen, dass es in Zukunft unter den bestehenden wirtschaftlichen und betrieblichen Bedingungen gefördert werden kann. Die nachgewiesenen Reserven verringern sich, wenn wir Öl fördern, und erhöhen sich, wenn neue Ressourcen entdeckt werden oder die Förderung wirtschaftlich rentabel wird (mit Google übersetzter Text unter dem Titel der Abbildung).

Bis heute stiegen die zusätzlich nachgewiesenen Reserven stets stärker als die Produktion. Das Verhältnis zwischen Zunahme der Reserven und Produktion – ein Mass für relative Knappheit – verbesserte sich. So haben im Zeitraum von 2013 bis 2022 die nachgewiesenen Reserven gemäss OPEC-Angaben netto um über 84 Mrd. Barrel zugenommen, trotz steigender Produktion. Das wird auch so bleiben, weil sich die ökonomischen Gesetzmässigkeiten nicht ändern.

Ökonomisch gesehen gibt es keine endlichen, sondern nur mehr oder weniger knappe Ressourcen. Dies gilt auch für Wind- oder Sonnenenergie, nur sind dort die Ressourcen für die Umsetzung in konsumierbare Energie knapp. Knappheit ist kein physisches Phänomen eines nur in geringer Menge verfügbaren Gutes, sondern eine relative Grösse, nämlich das Verhältnis zwischen Angebots- und Nachfragemengen. Knappheit hat ihr (relatives) Mass auf freien Märkten im Preis, der sich aus diesem Verhältnis bildet.

Fazit: Es ist als wahrscheinlich anzunehmen, dass das Phänomen ‚Peak Oil‘ auf der Nachfrageseite eintreten wird – und nicht durch sich erschöpfende Vorräte wie von den Peak-Oil-Warnern behauptet. Die Vorräte werden gar nie vollständig aufgebraucht werden, weil die Wirkungen der weltweiten Dekarbonisierungspolitik die Nachfrage nach fossilen Energieträgern über die Veränderung relativer Preise werden sinken lassen. Wann genau dies eintreten wird, lässt sich nicht voraussagen.

One thought on “Moving Peak Oil”
  1. Die Politik wird nicht auf unterentwickelte Länder, evtl. auch auf entwickelte, ressourcenreiche, grosse Länder wie USA, Kanada, Australien, Russland, wirken, so wie andere populationsdynamische und ökologische Anliegen. Somit wird man noch lange Fossile brauchen, besonders Kohle.

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