Netto null CO2 und die harten Realitäten

Zum Kampf um Öl und Gas in der Arktis (und anderswo)

Auf NZZ online lese ich heute eine Meldung, die man schon in der Vergangenheit wiederholt lesen konnte. Dieses Mal ging es um militärische Aktivitäten Russlands, um Gebietsansprüche zu demonstrieren:

„Die Arktis ist für alle angrenzenden Staaten von strategischer Bedeutung und das nicht nur aus militärischer Sicht. Es werden gewaltige Mengen an Öl und Gas vermutet. Wegen der wertvollen Bodenschätze gibt es immer wieder territoriale Streitigkeiten.“

Das Beispiel der Arktis ist bekanntlich kein Einzelfall. Auch Griechen und Türken streiten sich im östlichen Mittelmeer um Zypern wegen territorialer Ansprüche auf Gebiete, wo Öl- und Gasvorkommen vermutet werden.

Öl und Gas sind offensichtlich trotz dem Klimaabkommen „Paris 2015“ und den hehren Versprechungen der Teilnehmerländer zur Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin „wertvolle Bodenschätze“. Man stelle sich nur schon mal die Zeithorizonte vor, die für die Exploration und die Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen üblich sind. Die damit verbundenen Investitions- und Betriebskosten sind gerade in der unwirtlichen Arktis gigantisch, und sie können erst durch eine lange Produktionszeit wieder gedeckt werden.

Wie sich diese energie- und klimapolitischen Realitäten mit den CO2-Nettonull-Zielen im Nachgang zu „Paris 2015“ vereinbaren lassen, ist eine Frage, mit der sich, abgesehen von Frau Bundesrätin Sommaruga, vor allem unsere demonstrierende Klimajugend noch eingehender beschäftigen müsste. Nicht zuletzt, um an den passenden Orten bzw. zuhanden der richtigen Adressaten zu demonstrieren. Nämlich dort, wo das hehre Ziel „Rettung der Welt vor der Klimakatastrophe“ noch bei weitem nicht zuoberst auf der politischen Agenda steht.