Viola Amherd, die „EU-Einbrockerin“

Ein Rücktritt bringt den (digitalen) Blätterwald zum Rauschen

Wie stets bei einem bundesrätlichen Rücktritt rauscht der schweizerische Blätterwald. Allerdings rauscht es inzwischen vorwiegend digital, haben doch all die papierenen Blätter auch ihre digitalen News, mit denen sie den aktuellen Ereignissen mit minimaler Zeitverzögerung hinterher hecheln.

Die Weltwoche dankt Bundesrätin Amherd
Von der Weltwoche erhielt ich auf dem Handy die Sofortreaktion in Form eines Kurzartikels von Marcel Odermatt mit dem Titel: Die Mitte-Bundesrätin brockte der Schweiz den EU-Anbindungs-Vertrag ein. Den Scherbenhaufen überlässt sie anderen. Ich schrieb dann spontan den unten stehenden Kommentar. Die Spontaneität zeigt sich an einem Tippfehler:

Frau Amherd brauchte mindestens drei weitere Mitglieder des Bundesrats, um grünes Licht für die Unterzeichnung eines Dokuments zu erhalten, das erst den materiellen Abschluss der Verhandlungen markierte. Ein formeller Abschluss liegt noch längst nicht vor, der Scherbenhaufen somit auch nicht. Für einen allfälligen Scherbenhaufen ist letztlich sicher das Stimmvolk zuständig. Ob man das Abstimmungsergebnis dannzumal als Scherbenhaufen sieht oder nicht, ist eine Frage des politischen Standpunkts. All dies weiss man auch bei der Weltwoche, benützt aber trotzdem jedes irgendwie verfügbare Kampfargument, um permanent gegen die „EU-Anbindung“ zu polemisieren. Dass ich zu meinem Kommentar immerhin drei „likes“ (bei 19 Daumen nach unten) erhielt, zeigt, dass die Weltwoche-Leserschaft nicht eine totale Meinungsblase bildet.

Was mir an dieser Art von Argumentation missfällt, wie sie der oben zitierte Titel der Weltwoche ausdrückt: Ich kann mich als im Prinzip Gleichgesinnter nicht mit Leuten oder Gruppierungen identifizieren, die so schwache Argumente benützen. Ich hatte schon in einem früheren Blog-Beitrag bezüglich Kritik an der Klimapolitik empfohlen, schwache Argumente zu vermeiden, weil diese die eigene Position schwächen (siehe hier). Es kommt nicht auf die Menge der Argumente an, die man vorzubringen in der Lage ist, sondern auf deren Qualität. Wenige gute Argumente sind viel wirksamer als eine bunte Mischung von guten, mittelmässigen und schlechten Begründungen.

P.S.
Im Nebelspalter schrieb Dominik Feusi zum Rücktritt von Viola Amherd: „Sie hat es nicht geschafft, dass die Armee bis 2030 die Ressourcen bekommt, um sich wieder aus- und aufzurüsten. Sie geht, ohne zu kämpfen. In der Armee ist das Fahnenflucht.“ Das ist für mich auch nicht besser als der Weltwoche-Titel oben. Auch hier erlaubte ich mir einen Kurzkommentar:

Meinen Blog-Kommentar zu diesem Thema finden Sie hier.

P.P.S.
Bei aller Kritik bilanziert Markus Somm (Nebelspalter) ohne Zorn und Eifer: „Viola Amherd hat sich um dieses Land verdient gemacht.“ Bin ganz seiner Meinung.

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