Eine kompetente Stimme zu den „Netto null 2050“-Illusionen

Unter dem Titel „The Modern World Can’t Exist Without These Four Ingredients. They All Require Fossil Fuels“ erklärte der bekannte Energie-Experte Vaclav Smil im Magazin „TIME“ genau das, was im Titel steht. Smil ist Distinguished Professor Emeritus an der Universität von Manitoba. Er nennt die Massenproduktion von Zement, Stahl, Plastik und Ammoniak die vier Säulen unserer modernen Zivilisation. Unsere Netto-null-Fans aller Glaubensrichtungen haben sich kaum je mit den unverrückbaren Tatsachen beschäftigt, die Smil abschliessend formulierte:

Eine typische Lithium-Autobatterie mit einem Gewicht von etwa 450 Kilogramm enthält etwa 11 Kilogramm Lithium, knapp 14 Kilogramm Kobalt, 27 Kilogramm Nickel, mehr als 40 Kilogramm Kupfer und 50 Kilogramm Graphit – sowie etwa 181 Kilogramm Stahl und Aluminium und Kunststoffe. Um diese Materialien für ein einzelnes Fahrzeug bereitzustellen, müssen etwa 40 Tonnen Erze verarbeitet werden, und angesichts der geringen Konzentration vieler Elemente in ihren Erzen müssen etwa 225 Tonnen Rohstoffe abgebaut und verarbeitet werden. Und eine aggressive Elektrifizierung des Strassenverkehrs würde bald eine Vervielfachung dieses Bedarfs um mehrere zehn Millionen Einheiten pro Jahr erfordern!

Moderne Volkswirtschaften werden immer an massive Materialströme gebunden sein, sei es an ammoniakhaltige Düngemittel zur Ernährung der immer noch wachsenden Weltbevölkerung; Kunststoffe, Stahl und Zement, die für neue Werkzeuge, Maschinen, Strukturen und Infrastrukturen benötigt werden; oder neue Inputs, die zur Herstellung von Solarzellen, Windkraftanlagen, Elektroautos und Speicherbatterien erforderlich sind. Und bis alle zur Gewinnung und Verarbeitung dieser Materialien verwendeten Energien aus erneuerbaren Energiequellen stammen, wird die moderne Zivilisation grundsätzlich von den fossilen Brennstoffen abhängig bleiben, die bei der Produktion dieser unverzichtbaren Materialien verwendet werden. Keine Designs für künstliche Intelligenz, keine Apps, keine Behauptungen über eine kommende „Dematerialisierung“ werden das ändern.

Was soll’s – wir wandeln weiter auf dem Energiewendepfad, zu dem uns so sympathische wie kompetente Energieministerinnen wie Doris Leuthard und Simonetta Sommaruga verführt haben. An einer der jüngeren Klimakonferenzen wollte Sommaruga der Welt einen schnelleren Ausstieg aus der Kohle schmackhaft machen. Überheblicher geht es für ein Regierungsmitglied der Schweiz nicht – einem Land, das ohne den Kohlestrom aus Deutschland im Winter nicht genügend Strom hätte.

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