Signale westlicher Dekadenz

Auf dem Condorcet-Bildungs-Blog findet man Folgendes:

Der bekannte deutsche Lehrer und Psychologe Josef Kraus, von 1987 bis Juni 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, machte in einem Vortrag anfangs November erstaunliche Zahlen zu den Professuren in Deutschland öffentlich.

Deutschland als Führungsmacht der westlichen Dekadenz? Und wie steht es bei uns damit? Ich befürchte, nicht viel besser.

Gandhi – der Ein-Hemd-Asket

Auch grösste Figuren liegen manchmal voll daneben

Für Mahatma Gandhis kompromisslosen Moralismus steht folgende Aussage beispielhaft: „If I need only one shirt to cover myself with but use two, I am guilty of stealing one from another…“

Mit anderen Worten: Wenn ich ein (zweites) Hemd kaufe, muss ein anderer ohne Hemd herumlaufen, weil ich es ihm gestohlen habe. Gandhi zelebriert die statische Ein-Hemd-Gesellschaft mit fixem Güterangebot: Für jeden Inder ein Hemd.

Nun kann man natürlich darüber spekulieren, ob Gandhi wirklich ein derart dürftiges ökonomisches Verständnis hatte, wie es sich in diesem Satz ausdrückt. Mindestens so plausibel ist die Vermutung, dass der berühmte Agitator gegen die britische Kolonialmacht auf Wirkung in der Öffentlichkeit zielte. Damit verriet er aber auch, was er vom durchschnittlichen ökonomischen Verständnis seiner massenhaften Zuhörerschaft hielt: wenig bis nichts. Denn auf Wirkung konnte er mit seiner Aussage nur hoffen, wenn die Leute sie spontan plausibel fanden.

Gandhis Weisheit hat bei uns etwas weniger prominente Nachahmer gefunden – ohne dass sich diese dessen bewusst sind. Vor einigen Jahren sagte Hansjörg Walter, der damalige Nationalrat, Fast-Bundesrat und Präsident des Schweizer Bauernverbands, in einer agrarpolitischen Debatte den bemerkenswerten Satz: „Alles, was wir an Nahrungsmitteln importieren, fehlt an einem anderen Ort.“ Auch Walter hielt offenbar nicht viel vom ökonomischen Bildungsgrad der Schweizer Bevölkerung.

Hoffentlich werden wir von diesem Schwachsinn verschont!

An US-amerikanischen Mathematik-Fakultäten gerät die etablierte „2+2=4“-Mathematik als Ausdruck der „white supremacyunter Rassismus-Verdacht

Auf der Plattform „Campus Reform“ lese ich: „The Mathematical Association of America (MAA) stated that math inherently carries human biases and justified the propagation of Critical Race Theory in academia.“ Man diskutiert dort enrsthaft, ob nicht auch eine „2+2=5“-Mathematik gleichwertig zu vertreten sei. „Campus Reform“ berichtete im August 2020: „…professors at leading American universities took to social media in order to explain that Western mathematical constructs reek of white supremacy and patriarchy.”

Wenn man von diesem Land der verrückten Debatten einen grossen Sprung über den Pazifik macht und technologisch führende asiatische Länder wie Japan, Südkorea, Taiwan oder China betrachtet, ist doch wohl klar, dass dort unsere „2+2=4“-Mathematik die Grundlage des enormen wissenschaftlichen und technischen Fortschritts bildet. Ohne diese Mathematik gäbe es keine chinesischen Roboterflüge zum Mond oder japanische zu Asteroiden. Gibt es dort eine Rassismus-Debatte um „white supremacy“? Natürlich nicht. Man bedient sich westlicher zivilisatorischer Leistungen, um selber davon zu profitieren, diese in die eigene Kultur zu integrieren und eine allfällige „white supremacy“ mit eigenen Spitzenleistungen zu brechen.

Eine Herausforderung für den Aktivismus an amerikanischen Hochschulen gegen die „white supremacy“ wird zunehmend die Frage, ob die Asiaten bzw. die asiatisch-stämmigen US-Amerikaner für den Zweck der „white supremacy“-Debatte der weissen Rasse zuzuzählen sind. Sicher ist, dass die Top-Leistungen von Asiaten an amerikanischen Hochschulen auch in einer „2+2=5“-Forschungswelt nicht verschwinden würden.

Fazit: In dieser völlig überzogenen Debatte in den USA geht es in erster Linie um Macht und Einfluss. Es handelt sich um eines der nicht zu übersehenden Signale westlicher Dekadenz. Opfer sind die Qualität der wissenschaftlichen Forschung und der technologische und gesellschaftliche Fortschritt.

Stimmrechtsalter 16? Warum nicht 14? Oder 0?

«Wer eine ganz fortschrittliche Lösung will, verlangt Wahlrechtsalter 0…“, schrieb der bekannte Politikforscher Claude Longchamp in einem Beitrag vom 13. September 2019 auf swissinfo.ch. Aufgrund der Bezeichnung als „ganz fortschrittliche Lösung“ ist anzunehmen, dass Longchamp diese Wertung teilt. Wahlrechtsalter 0 würde das „Ideal“ der Maximalpartizipation verwirklichen. Mit der Diskussion um Stimmrechtsalter 16 kündigt sich ein weiterer Schritt zu der „ganz fortschrittlichen Lösung“ an. Die letzte grosse Veränderung fand 1991 mit der Herabsetzung des Wahlrechtsalters von 20 auf 18 Jahre statt. Der politische Prozess hatte 1970 mit den ersten parlamentarischen Beratungen begonnen, die Frage war allerdings schon mit der 68er-Bewegung aufgetaucht (Quelle: ch.ch).

Auch aktuell war es wieder eine Jugendbewegung, die das Thema „Stimmrechtsalter 16“ auf die politische Agenda beförderte. Mit den Klimastreiks der Schuljugend erhielt das Projekt neuen Schub. Das ist erstaunlich. Eher hätte diese Erfahrung bei informierten Erwachsenen Skepsis auslösen müssen. Stattdessen liess sich unsere Elite von Schulkindern die Leviten lesen. Kantons- und Gemeindeparlamente riefen auf Druck der Jugendlichen den „Klimanotstand“ aus. Auch in Kreisen von Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und Kultur erfolgte eine opportunistische Solidarisierung mit den rabiaten Forderungen der Klimajugend. Warum die Hysterisierung der Klimadebatte (Greta Thunberg: „I want you to panic!“) ein Fortschritt sein soll – diese Frage müsste gerade in der hochpartizipativen Schweizer Demokratie zum Thema gemacht werden.

Ein Land im Partizipationsfieber

Gewisse Folgen der Einführung von Stimmrechtsalter 16 sind voraussehbar. Erstens würde die prozentuale Stimmbeteiligung weiter sinken. Zweitens ist ein leichter Rutsch nach links-grün zu erwarten – leicht dank der geringen absoluten Zahl und der niedrigen Stimmbeteiligung der jüngsten Stimmberechtigten. Beides wäre für die Schweiz tragbar. Es gibt aber trotzdem gute Gründe gegen die Absenkung des Stimmrechtsalters.

Wer Stimmrechtsalter 16 befürwortet, begründet dies gerne demografisch. Wegen der Überalterung brauche es einen Ausgleich zwischen Jung-Alt. Die 16- und 17-Jährigen hätten zudem noch die längste Zukunft und sollten deshalb über diese mitbestimmen können. Auch würde mit der Beteiligung an Wahlen und Abstimmungen das Interesse der jungen Menschen an politischen Fragen steigen; sie würden sich mehr informieren und engagieren. Diese gängigen Pro-Argumente klingen auf den ersten Blick plausibel. Doch beruhen sie auf irrigen Annahmen und auf einer zeitgeistigen Sicht demokratischer Politik. Dazu gehört auch der Glaube, höhere politische Partizipation bedeute automatisch eine bessere Demokratie.

Das Überalterungsargument gründet auf der falschen Meinung, dass die älteren Generationen bei Abstimmungen und Wahlen einen kürzeren Interessenhorizont hätten und deshalb kurzsichtig-egoistisch wählen würden. Doch viele Ältere haben eigene Kinder und Enkel. Zudem stimmt das Bild des materiell egoistischen Stimmbürgers nicht, unter anderem, weil auch die Älteren den Versuchungen des „expressive voting“ unterliegen. Das bedeutet, dass das Entscheidungsverhalten stark vom emotionalen Gewinn bestimmt ist, den jemand aus der Beteiligung an Abstimmungen und Wahlen zieht. Die grüne Welle bei den Wahlen im letzten Herbst illustriert dies. Grün zu wählen vermittelte das gute Gefühl, auf der richtigen Seite des politischen Trends zu stehen.

Zum längeren Lebenshorizont der Jungen: Nicht nur die Zukunft spielt in dieser Sache eine Rolle, sondern auch die Vergangenheit. Junge haben noch kaum eine solche. Mangels eines entwickelten Geschichtsbewusstseins fehlt ihnen der Sinn für Verhältnismässigkeit, wie die rabiat-utopischen Forderungen an die Klimapolitik zeigen. Damit zusammenhängend: Junge Menschen haben noch nichts zu verlieren, ihr Idealismus ist gleichsam gratis. In ihren politischen Ansichten gewinnen dadurch moralgetränkte Faktoren ein massives Übergewicht.

Stimmrecht für die Handysüchtigsten?

Schliesslich kann auch das Argument, das Stimmrecht würde das politische Interesse der Jungen wecken, und sie würden sich dann auch besser informieren, nicht wirklich überzeugen. Warum sollte man ausgerechnet die handysüchtigste Altersgruppe in den Kreis der politisch Mündigen aufnehmen? Die schädlichen Wirkungen dieser Sucht sind mittlerweile wissenschaftlich untersucht und belegt: dauernde Ablenkung, gestörte Konzentrationsfähigkeit, Sprachverwahrlosung, Unfähigkeit zur Überwindung von Unlust, Gier nach Spass und Unterhaltung, sinkende kulturelle Bildung und Überschätzung der eignen Urteilsfähigkeit. Pointiert drückte sich der bekannte englische Publizist Douglas Murray in einem Interview, aus: Unwissende Menschen seien anmassend, so dass sie sich selbst zum Richter, zu Geschworenen und Henkern der Vergangenheit ernennen, ohne etwas von Geschichte zu verstehen.

Wir sollten uns wieder an eines der wichtigsten Projekte der jungen Schweizer Demokratie im 19. Jahrhundert erinnern. Die Einrichtung der kostenlosen staatlichen Volksschule beruhte auf der Überzeugung, dass Bildung die Voraussetzung für die politische Beteiligung ist. Wir wollen keine Mob-Demokratie, in der die Strasse und behördlich geduldete und gerichtlich verschonte rechtsbrechende Extremisten den Ton angeben. Wir wollen auch keine Hobby-Demokratie, in der es genügt, seine spontanen politischen Regungen ohne jeden persönlichen Aufwand ins „System“ einspeisen zu können – sei es via e-collecting, e-voting oder anderen Segnungen des Internets, die noch zu erwarten sind.

Dieser Text erschien, leicht gekürzt, als Gastkommentar im Gefäss „Meinung & Debatte“ der NZZ vom 6. Oktober 2020.

Zum „Energy Day“ an der ETHZ

Den Veranstaltern des „Energy Day“ vom 10. Dezember an der ETH Zürich schrieb ich folgendes Mail:

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich bitte um Weiterleitung dieser Unmutsäusserung an alle, die daran interessiert sein könnten. Danke.

Wirkliche Challenger, etwa aus dem Publikum, kamen an der Veranstaltung nicht zu Wort. Dafür hat man mit dem Auftritt der Kantischüler dem Zeitgeist gehuldigt. Das war auch interessant, weil man eindrücklich erleben konnte, wie indoktriniert diese jungen Leute schon sind. Kein Wunder, wenn sie unter Anleitung einer politischen Interessenorganisation wie Myblueplanet ihre „Projekte“ entwickelten – alles unter Ausklammerung komplexerer Zusammenhänge.

Ich erlaube mir, Ihnen zwei frustrierte Stimmen aus dem Publikum weiterzuleiten. Es handelt sich bei den Kritikern Dr. Markus Häring und Emanuel Höhener um eine Art temporäre Wutbürger, aber solche, die wissen, wovon sie reden. Dr. Markus Häring schrieb mir: Emanuel und ich sind soeben bei den Energy Day Präsentationen rausgelaufen. Was dieser Dr. Stefan Pfenninger über eine klimaneutrale Stromversorgung präsentierte, war auf solch tiefem Niveau, dass wir uns das nicht länger antun wollten. Wenn das ETH Niveau sein soll, dann steht es um unsere Vorzeige-Hochschule schlecht. Nicht wesentlich besser waren die Doktoranden zur E-Mobilität. Da darf man noch etwas toleranter sein, aber auch dort viel Gerede im Konjunktivmodus, keine echte Forschung, schon gar keine Präsentation von irgendwelchen Resultaten…

Nun meine eigene Kritik über den Nachmittag: Ausser dem recht nüchternen Professor Boulouchos, der auf ein paar Realitäten aufmerksam machte, referierten die anderen mehrheitlich so, wie wenn sie Mandatsträger des BFE und des BAFU wären. Zudem waren die Referate mit den teils völlig überladenen und verwirrend gestalteten Folien einfach unprofessionell, besonders für Professoren oder Dozenten. Dann gab es noch diese Gruppe junger Challenger, die dreien der Referenten kritische Fragen stellen durften. Das Kritische ging nur in eine Richtung: Warum machen wir nicht mehr „Klimaschutz“? Warum geschieht so wenig? Und in diesem Stil ging es weiter. Dabei wäre ein echter Challenge eine Stimme, die auf die vielen Ungereimtheiten in den Referaten über die vorgestellten Forschungsprojekte aufmerksam machen würde. 

Eine persönliche Bemerkung zum Auftritt des Hauptsponsors ewz: Allein schon das ewz als Unternehmen zu präsentieren, ist gewagt. Das ewz ist eine Dienstabteilung der Zürcher Stadtverwaltung, die einen politischen Auftrag zu erfüllen hat. Das ewz ist weitgehend ein Monopolbetrieb mit im Monopol gefangenen Kunden, führt also ein bequemes „unternehmerisches“ Leben. Das Monopol geht aber weit über das hinaus, was üblicherweise diskutiert wird. So werden etwa Bauherren in Zürich gezwungen, sich vom ewz zu aufgezwungenen Bedingungen energetisch versorgen zu lassen. Es gibt keine Alternativen. Das bedeutet dann zum Beispiel Folgendes: Ich bezahle für die Energie für eine kleine Wohnung von 98m2 im Mobimo Tower Energie-Fixkosten von rund 350 CHF pro Monat. Grundlage ist ein sogenanntes Energy Contracting, das dem ewz auf 30 Jahre hinaus fixe Erträge garantiert. Da das ganze Quartier an diese Zwangsversorgung angeschlossen ist, hätte man als Eigentümer erwarten können, dass dadurch die Energiekosten tief gehalten werden. Das Gegenteil ist der Fall. Das ewz bedient sich offenbar grosszügig an den Personen, die sich eine Wohnung im Mobimo Tower leisten können bzw. wollen. An einer Präsentation des ewz für die Eigentümer nach einigen Jahren Betrieb fiel über die Kosten und Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung kein einziges Wort. Dafür präsentierte der ewz-Referent stolz eine für einen informierten Zuhörer geradezu groteske Rechnung, wieviel CO2 man bereits eingespart habe. Ich vermute, das war wohl eine der teuersten CO2-Einsparungen, die jemals realisiert wurden. Aber davon war natürlich nicht die Rede, und das kümmert die „ewz-Manager“ auch nicht, denn die Kosten tragen ja die Energie-Zwangskunden. Und dann darf der Herr vom ewz am Energy Day schönste Propaganda machen, ohne dass ihm jemand auf den Zahn fühlt. Kein Wunder, wird man da auch zu einem Teilzeit-Wutbürger…

Meine Erfahrung ist inzwischen die: Es gibt kaum einen Ort, wo der Opportunismus schönere Blüten treibt als an unseren staatlichen Hochschulen. Als früherer ETH-Referent zur Grünen Gentechnologie habe ich auch bei diesem Thema, unter anderem in Kontakten mit dem früheren Projektleiter der GVO-Weizenversuche, meine Erfahrungen gemacht. Und genau so ist auch alles, was sich an den ETH-Instituten zu Klima und Energiewende tut, stark politisiert. Die ETHZ scheint zu einer Art Vollzugsinstitution für die (illusionäre) „Energiewende“ und die staatliche Klimapolitik mutiert zu sein. Kritische und skeptische Wissenschaft sähe anders aus. Aber wie sagte doch der frühere ETH-Präsident Schiesser sinngemäss ganz ehrlich und ohne Hemmungen: Die ETH ist eine Bundesanstalt. Sie kann nicht gegen die Bundespolitik forschen und agieren. 

Freundliche Grüsse
Hans Rentsch

Das Wasser am Hals – aber nicht wegen dem Klima!

„Nur gerade 60 Prozent der Jugendlichen können am Ende der obligatorischen Schulzeit ordentlich rechnen.“ So berichtete die NZZaS am 26. Mai über eine grossangelegte Untersuchung. Dieser alarmierende Befund erlaubt keine starken Bilder wie die Demos unserer Klimajugend:

So wird die Leserschaft vollkommen verzerrt über die Dringlichkeit von gesellschaftlichen Problemen fehlinformiert. Der mangelhafte Bildungserfolg all der unzähligen kostspieligen Schulreformen müsste Eltern und Politik längst alarmieren. Die Zukunft unseres Landes steht auf dem Spiel. Wenn kritische Stimmen allenfalls noch schlagwortartig die „Ökonomisierung der Schule“ beklagen, fördern sie in der Öffentlichkeit falsche Assoziationen: Die Schule sei heute viel zu stark auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtet. Dabei kommt die ganze Kompetenz- und Messbarkeits-Ideologie von oben aus der überbordenden Bildungsbürokratie, die bekanntlich politisch eher linkslastig tickt.

Was den Bedürfnissen der Wirtschaft nach ihren eigenen Worten am besten dienen würde: Wenn möglichst nicht nur 60 Prozent, sondern eher 90 Prozent der Jugendlichen am Ende der Schulzeit ordentlich rechnen könnten. Und wenn Jugendliche beim Hochschuleintritt auch ordentlich schreiben könnten, was erwiesenermassen nicht der Fall ist! Wer die Grundfertigkeiten Lesen-Rechnen-Schreiben in der Jugendzeit nicht genügend geübt und gelernt hat, dem droht später im Berufsleben das Wasser zum Hals zu stehen.

Der neue Gender-Gap

In den Medien geistert ein neues Genderproblem herum: Frauen haben Männer in Sachen Bildung überholt. Sie machen mehr Maturitätsabschlüsse, erzielen höhere Durchschnittsnoten und sind an den Hochschulen in der Überzahl. Die NZZaS-Journalistin Katja Rost lässt sich über die Folgen am Heiratsmarkt aus: Immer mehr gebildete Frauen fänden keinen entsprechenden Heiratspartner mehr undsoweiter undsofort.

Die Oberflächlichkeit, mit der die Medien dieses Thema abhandeln, entspricht durchaus dem üblichen Niveau der heutigen Häppcheninformation – sogar in sogenannten Qualitätsmedien. Die Ansprüche einer Hochschulbildung hängen selbstverständlich vom gewählten Fachbereich ab. Hier nicht ganz aktuelle Daten für den Frauenanteil aus der Schweiz:


Frauen wählen überwiegend „weiche“ Fächer, Männer die „harten“. Was aus der Grafik nicht sichtbar wird: In absoluten Zahlen gibt es deutlich mehr Student(inn)en in den weniger anspruchsvollen Disziplinen als in den sogenannten MINT-Richtungen.

Die höhere Maturitätsquote von Mädchen liesse sich möglicherweise auch auf das Übergewicht von „weichen“ Fächern bereits an den Gymnasien zurückführen. Auf jeden Fall kann man keine pauschalisierenden Aussagen machen, solange man die verfügbaren Daten nicht genauer unter die Lupe genommen hat. Dafür fehlt aber den meisten Medienleuten wohl die Zeit.