Noch 2 x schlumpf&rentsch

Wie wir zu kritischen Beobachtern von Energiewenden und Klimaalarmismus wurden

In dritten Video-Podcast spricht Martin Schlumpf (https://www.schlumpf-argumente.ch/) über seinen Werdegang, zuerst als Musik-Professor, Komponist und Improvisator. Danach schildert er seine persönliche Wende vom links-grünen Umweltaktivisten zum „rationalen Optimisten“ – in Anlehnung an das Buch „The Rational Optimist“ von Matt Ridley, einem der Autoren, die ihn in seiner Wende beeinflusst haben.

Im vierten Podcast befragt Martin Schlumpf Hans Rentsch (https://www.volldaneben.ch/) über seinen Weg zum klimapolitisch interessierten Ökonomen. Ausgehend von einem Auftritt in der Sendung „Club“ des Schweizer Fernsehens im Jahr 2010, schildert Hans Rentsch die Vorgeschichte(n) dazu.

Hier die Links zu den beiden ersten Videos über das Buch „False Alarm“ von Björn Lomborg und über die Begriffe „Klimaleugner“ und „Klimaskeptiker“.

Massen-PCR-Tests als Grossrisiko

Wahllose Ausweitung der Testerei ändert nichts an der enormen Fehlerquote

Der Bundesrat hat, als Reaktion auf den Anstieg der COVID19-Ansteckungen, vor einigen Tagen eine Erhöhung der Anzahl PCR-Tests auf 50’000 pro Tag gefordert. Der Basler Wirtschaftsprofessor Stefan Felder kritisierte diese Massentesterei unter dem Titel „Pastor Bayes kriegt die Krise“ im WWZ-Blog mit folgendem einleitendem Absatz:

„Wie die umliegenden Länder setzt die Schweiz bei der Bekämpfung der Sars-Cov-2- Epidemie auf Massentestung. Täglich werden derzeit knapp 10’000 sogenannte PCR-Tests durchgeführt. Kapazitäten sind für 25’000 Tests vorhanden. Bundesrat Berset will sie mit Blick auf die Grippesaison noch verdoppeln. Er peilt 50’000 Testungen pro Tag an. Würde das umgesetzt, käme es zu einer wahllosen Überdiagnostik – Personen mit Schnupfen überlaufen bereits heute die Arztpraxen. Selbst bei der derzeitigen Testanzahl wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Schaden angerichtet als Nutzen gestiftet. Der Gesundheitsminister und seine Experten fallen durch den Bayes’ Test. Da sind sie leider nicht die Einzigen – eigentlich erstaunlich, wurde das Theorem des presbyterianischen Pastors Bayes doch bereits 1764 publiziert.“

Den ganzen Blog-Beitrag von Stefan Felder finden Sie hier: https://unibaswwzfaculty.blog/2020/10/02/pastor-bayes-kriegt-die-krise-massentestung-auf-corona/

Wer den WWZ-Blog-Beitrag zu statistisch-abstrakt findet, wird bestimmt aus dem folgenden Zahlenbeispiel schlau (in Anlehnung an Stefan Felder). Ich nehme die Berset’schen Massentests von täglich 50’000 Tests. Da dies eine grosse Stichprobe der ganzen Bevölkerung darstellt, ist die tägliche Infektionsrate in der Sichprobe gleich wie in der Gesamtbevölkerung. Felder rechnete mit einer sehr grossen Dunkelziffer, um mit seinen Aussagen auf der sicheren Seite zu stehen. Er ging von einem durchschnittlichen Infektionsrisiko von 0,04% aus. Das wären täglich 3’400 Neuinfizierte. Als Testeigenschaften gelten gemäss Felder, dass der gängige PCR-Test 83% der Virusträger und 97,6% der Nicht-Infizierten korrekt erkennt. Das ergibt folgende Berechnung:

Wichtig sind die fett und kursiv gesetzten Zahlen: Von 1’217 als positiv Getesteten sind nur 17 korrekt als infiziert erkannt – ein geradezu schreiendes Missverhältnis. Trotz kleiner Fehlerquote des PCR-Tests bei den Nicht-Infizierten führt die grosse Zahl zu 1’200 fehlerhaft positiv Getesteten mit all den unangenehmen Folgen für die direkt Betroffenen, aber potenziell auch für Personen, mit denen sie in Kontakt waren.

Man fragt sich, welche Logik im zuständigen Bundesamt für Gesundheit BAG gilt, das Bundesrat Berset berät.

Stimmrechtsalter 16? Warum nicht 14? Oder 0?

«Wer eine ganz fortschrittliche Lösung will, verlangt Wahlrechtsalter 0…“, schrieb der bekannte Politikforscher Claude Longchamp in einem Beitrag vom 13. September 2019 auf swissinfo.ch. Aufgrund der Bezeichnung als „ganz fortschrittliche Lösung“ ist anzunehmen, dass Longchamp diese Wertung teilt. Wahlrechtsalter 0 würde das „Ideal“ der Maximalpartizipation verwirklichen. Mit der Diskussion um Stimmrechtsalter 16 kündigt sich ein weiterer Schritt zu der „ganz fortschrittlichen Lösung“ an. Die letzte grosse Veränderung fand 1991 mit der Herabsetzung des Wahlrechtsalters von 20 auf 18 Jahre statt. Der politische Prozess hatte 1970 mit den ersten parlamentarischen Beratungen begonnen, die Frage war allerdings schon mit der 68er-Bewegung aufgetaucht (Quelle: ch.ch).

Auch aktuell war es wieder eine Jugendbewegung, die das Thema „Stimmrechtsalter 16“ auf die politische Agenda beförderte. Mit den Klimastreiks der Schuljugend erhielt das Projekt neuen Schub. Das ist erstaunlich. Eher hätte diese Erfahrung bei informierten Erwachsenen Skepsis auslösen müssen. Stattdessen liess sich unsere Elite von Schulkindern die Leviten lesen. Kantons- und Gemeindeparlamente riefen auf Druck der Jugendlichen den „Klimanotstand“ aus. Auch in Kreisen von Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und Kultur erfolgte eine opportunistische Solidarisierung mit den rabiaten Forderungen der Klimajugend. Warum die Hysterisierung der Klimadebatte (Greta Thunberg: „I want you to panic!“) ein Fortschritt sein soll – diese Frage müsste gerade in der hochpartizipativen Schweizer Demokratie zum Thema gemacht werden.

Ein Land im Partizipationsfieber

Gewisse Folgen der Einführung von Stimmrechtsalter 16 sind voraussehbar. Erstens würde die prozentuale Stimmbeteiligung weiter sinken. Zweitens ist ein leichter Rutsch nach links-grün zu erwarten – leicht dank der geringen absoluten Zahl und der niedrigen Stimmbeteiligung der jüngsten Stimmberechtigten. Beides wäre für die Schweiz tragbar. Es gibt aber trotzdem gute Gründe gegen die Absenkung des Stimmrechtsalters.

Wer Stimmrechtsalter 16 befürwortet, begründet dies gerne demografisch. Wegen der Überalterung brauche es einen Ausgleich zwischen Jung-Alt. Die 16- und 17-Jährigen hätten zudem noch die längste Zukunft und sollten deshalb über diese mitbestimmen können. Auch würde mit der Beteiligung an Wahlen und Abstimmungen das Interesse der jungen Menschen an politischen Fragen steigen; sie würden sich mehr informieren und engagieren. Diese gängigen Pro-Argumente klingen auf den ersten Blick plausibel. Doch beruhen sie auf irrigen Annahmen und auf einer zeitgeistigen Sicht demokratischer Politik. Dazu gehört auch der Glaube, höhere politische Partizipation bedeute automatisch eine bessere Demokratie.

Das Überalterungsargument gründet auf der falschen Meinung, dass die älteren Generationen bei Abstimmungen und Wahlen einen kürzeren Interessenhorizont hätten und deshalb kurzsichtig-egoistisch wählen würden. Doch viele Ältere haben eigene Kinder und Enkel. Zudem stimmt das Bild des materiell egoistischen Stimmbürgers nicht, unter anderem, weil auch die Älteren den Versuchungen des „expressive voting“ unterliegen. Das bedeutet, dass das Entscheidungsverhalten stark vom emotionalen Gewinn bestimmt ist, den jemand aus der Beteiligung an Abstimmungen und Wahlen zieht. Die grüne Welle bei den Wahlen im letzten Herbst illustriert dies. Grün zu wählen vermittelte das gute Gefühl, auf der richtigen Seite des politischen Trends zu stehen.

Zum längeren Lebenshorizont der Jungen: Nicht nur die Zukunft spielt in dieser Sache eine Rolle, sondern auch die Vergangenheit. Junge haben noch kaum eine solche. Mangels eines entwickelten Geschichtsbewusstseins fehlt ihnen der Sinn für Verhältnismässigkeit, wie die rabiat-utopischen Forderungen an die Klimapolitik zeigen. Damit zusammenhängend: Junge Menschen haben noch nichts zu verlieren, ihr Idealismus ist gleichsam gratis. In ihren politischen Ansichten gewinnen dadurch moralgetränkte Faktoren ein massives Übergewicht.

Stimmrecht für die Handysüchtigsten?

Schliesslich kann auch das Argument, das Stimmrecht würde das politische Interesse der Jungen wecken, und sie würden sich dann auch besser informieren, nicht wirklich überzeugen. Warum sollte man ausgerechnet die handysüchtigste Altersgruppe in den Kreis der politisch Mündigen aufnehmen? Die schädlichen Wirkungen dieser Sucht sind mittlerweile wissenschaftlich untersucht und belegt: dauernde Ablenkung, gestörte Konzentrationsfähigkeit, Sprachverwahrlosung, Unfähigkeit zur Überwindung von Unlust, Gier nach Spass und Unterhaltung, sinkende kulturelle Bildung und Überschätzung der eignen Urteilsfähigkeit. Pointiert drückte sich der bekannte englische Publizist Douglas Murray in einem Interview, aus: Unwissende Menschen seien anmassend, so dass sie sich selbst zum Richter, zu Geschworenen und Henkern der Vergangenheit ernennen, ohne etwas von Geschichte zu verstehen.

Wir sollten uns wieder an eines der wichtigsten Projekte der jungen Schweizer Demokratie im 19. Jahrhundert erinnern. Die Einrichtung der kostenlosen staatlichen Volksschule beruhte auf der Überzeugung, dass Bildung die Voraussetzung für die politische Beteiligung ist. Wir wollen keine Mob-Demokratie, in der die Strasse und behördlich geduldete und gerichtlich verschonte rechtsbrechende Extremisten den Ton angeben. Wir wollen auch keine Hobby-Demokratie, in der es genügt, seine spontanen politischen Regungen ohne jeden persönlichen Aufwand ins „System“ einspeisen zu können – sei es via e-collecting, e-voting oder anderen Segnungen des Internets, die noch zu erwarten sind.

Dieser Text erschien, leicht gekürzt, als Gastkommentar im Gefäss „Meinung & Debatte“ der NZZ vom 6. Oktober 2020.

Was ist ein „Klimaleugner“?

Schlumpf & Rentsch entlarven den bewusst diffamierenden Begriff in der Klimadebatte

Hier geht es zum YouTube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=wUaTq6RHSSk

Nicht nur Klimaaktivisten nennen Skeptiker der Klimaforschung gerne auch mal „Klimaleugner“ – im vollen Bewusstsein der unvermeidlichen Assoziationen. Mit dem unsinnigen Begriff wird eine diffamierende Wirkung beabsichtigt. Dagegen hilft nur eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Skepsis von Klimaforschern.

Die Zweifel von „Klimaskeptikern“ können sich auf verschiedene Aussagen der offiziellen IPCC-nahen Klimaforschung beziehen. Der äusserst seltene harte „Klimaskeptiker“ bezweifelt die Zuverlässigkeit der Temperaturmessungen und -rekonstruktionen und den Sinn einer durchschnittlichen Welttemperatur. Der gemässigtere „Klimaskeptiker“ bestreitet eine messbare Erderwärmung nicht. Weil es aber dafür auch natürliche Ursachen gebe, sei der menschliche Einfluss nicht so dominierend wie behauptet. Der noch moderatere „Klimaskeptiker“ stimmt einem überwiegenden menschlichen Einfluss auf das Klima zu, meint aber, die negativen Folgen für Natur und Lebenswelt würden überschätzt und die positiven Auswirkungen zu wenig gewichtet. Als „Klimaskeptiker“ gelten auch Forscher, die den behaupteten erdrückenden Konsens in der Klimaforschung in Frage stellen.

Praktisch alle namhaften Klimapolitik-Skeptiker gehen von der offiziellen Konsens-Klimaforschung aus. Sie akzeptieren, dass der Klimawandel längerfristig beträchtliche Schadensfolgen haben könnte, können aber der gängigen Klimapolitik nicht viel abgewinnen. Die gewählten Vermeidungsstrategien zur Reduktion des CO2-Ausstosses seien teuer und ineffizient. In diese Kategorie fallen neben Björn Lomborg („False Alarm“) auch der bekannte deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn („Das grüne Paradoxon“) sowie – mit gewissen Vorbehalten – der prominenteste Klima-Ökonom und Nobelpreis-Träger William Nordhaus.