Irène Kälin lüftet das Geheimnis des grünen Krebsgangs

Im Interview mit der Weltwoche ((Nr. 37.24, Seite 90) lautet eine Frage an die grüne Nationalrätin Irène Kälin: „Was ist das Schönste an der Schweiz?“. Kälin: „Mit Ausnahme der Autobahnen und AKW ist die Schweiz eine Schönheit…“

So viel ideologische Verblendung sei jedem und jeder gegönnt. Nur wird es problematisch, wenn die betreffende Person im Nationalrat sitzt und Politik macht, wie das bei Frau Kälin der Fall ist. Eine solche Aussage zeugt von einem erschreckenden Ausmass an historischer und ökonomischer Inkompetenz. Frau Kälin könnte sich zum Beispiel fragen, ob die Tatsache, dass wir Autobahnen und AKW haben, vielleicht etwas damit zu tun haben könnte, das die grüne Nationalrätin an anderer Stelle des Interviews erwähnt: „Es ist der Luxus….., sagen zu können, dass ich keine materiellen Wünsche habe. Denn ich habe alles.“

Kälin bestätigt sich in diesem Interview als Anhängerin einer „De-growth“-Ideologie. Wie ungern Leute dabei mitmachen, sehen wir aktuell am Krebsgang grüner Parteien.

Klimafreundliche SBB?

In den S-Zügen der Region Zürich werden die Zugreisenden gegenwärtig mit diesem Poster an der Wand konfrontiert:

Natürlich ist offensichtlich, dass hier wieder das stereotype Vorurteil vermittelt werden soll, der öffentliche Verkehr sei prinzipiell umweltschondend und „klimafreundlich“ unterwegs. Dazu wären viele Einwände und Relativierungen möglich. Darum soll es hier aber einmal nicht gehen. Denn man kann „klimafreundlich“ an Tagen grosser Sommerhitze auch anders verstehen.

Gar nicht klimafreundlich war nämlich an jenem heissen Augusttag, als ich den Poster entdeckte, die Fahrt in der überfüllten S-Bahn vom HB Zürich nach Stettbach. Im Zug war es fast noch wärmer als draussen. Man könnte leicht auf den Verdacht kommen, dass man bei den SBB die Klimatisierung ausgerechndet dann abstellt, wenn es besonders warm ist – nach grüner Logik: je wärmer es ist, desto mehr Strom braucht die Kühlung. Man fühlt sich an die Logik der Verkehrsdosierung am Gotthard-Strassentunnel erinnert. Wenn der Verkehr dichter wird, schalten die Urner und die Tessiner Polizei – möglicherweise aus Sorge vor den zunehmenden Risiken von Unfällen/Bränden mit e-Autos – ihre extrem restriktiven Tropfenzählersysteme vor den Tunnelportalen ein und produzieren oft innert Kürze kilometerlange Staus.

Der Verdacht über die ausgeschaltete Klimatisierung in Zügen bei grosser Hitze ist keine leere Behauptung. Ich reiste vor einigen Jahren an einem heissen Sommertag in der ersten Klasse in einem IC-Zug. Das Klima im Zug war schweisstreibend. Als ich den Kondukteur fragte, weshalb die Klimatisierung nicht eingeschaltet sei, argumentierte dieser genau in der angetönten Logik: Wenn es so heiss sei wie heute, wäre die Klimatisierung zu stark gefordert und verbrauche viel Energie.

Etwas mehr Klimafreundlichkeit sollten die SBB aber auch in dieser Beziehung anbieten.

Klimakrise oder „Klimakrise“?

Eine klimaökonomische Kontroverse mit tragischem Ausgang

Am 27. August 2019 erhängte sich der Harvard-Professor Martin L. Weitzman, einer der prominentesten Umwelt- und Klimaökonomen, im Alter von 77 Jahren. Er wurde für seine Forschungen zu den potenziell katastrophalen Risiken der globalen Erwärmung bekannt. Im Nachruf in der New York Times war zu lesen, dass Weitzman gemäss Aussagen von Kollegen enttäuscht gewesen sei, dass er für den Nobelpreis 2018 übergangen worden war. Auch habe sich sein emotionaler Zustand noch verschlechtert, als in einem seltenen Fall seiner Karriere ein Kollege auf einen Fehler in einer noch unveröffentlichten Arbeit hinwies, die Weitzman in seinem Umfeld zirkulieren liess.

Dieser tragische Vorfall erhielt seine dramatische Steigerung durch die Tatsache, dass der Wirtschafts-Nobelpreis 2018 an Weitzmans wissenschaftlichen Antipoden, den ebenso prominenten Yale-Ökonomen William D. Nordhaus gegangen war. Dieser wurde für die Integration des Klimawandels in langfristige makroökonomische Analysen ausgezeichnet. Man kann verstehen, dass sich Weitzman in seiner wissenschaftlichen Arbeit durch die Bevorzugung bzw. die alleinige Auszeichnung von Nordhaus desavouiert fühlte. Es hätte gut gepasst, wenn Weitzman die Auszeichnung zusammen mit Nordhaus erhalten hätte. Geteilte Nobelpreise gibt es oft.

Was in dem Nachruf in der New York Times auch noch stand: Drei Tage, nachdem die Verleihung des Nobel-Preises an Nordhaus angekündigt worden war, hielt der Preisträger an einem Harvard-Symposium zu Ehren von Weitzman das Keynote-Referat. Er würdigte seinen Kollegen für seinen „radikalen Innovationsgeist“, unter anderem in der Postulierung seines „Dismal-Theorems“. Weitzman hatte mit Nordhaus über mehrere Jahre eine gegenseitig respektvolle hochstehende Debatte über die optimale Klimapolitik unter Unsicherheit geführt und damit wesentliche Einsichten zu einem drängenden globalen Problem geliefert.

Im folgenden längeren Text über die Nordhaus-Weitzman-Kontroverse geht es um die Frage: Ist Klimaalarmismus wissenschaftlich begründbar? Oder anders gefragt: Befindet sich die Menschheit tatsächlich in einer Klimakrise oder sollte man den alarmistischen Begriff nur in Anführungs- und Schlusszeichen verwenden?

Link zum Flipbook

Den ganzen längeren Text finden Interessierte über den Zugang zu meinem Flipbook:https://online.flippingbook.com/view/1057528963/. Sobald das Flipbook geöffnet ist, kann man mithilfe des Cursors blätttern. Am besten benützt man das Menu unter dem Text. Dort kann man ganz rechts das Buch vergrössern. Ganz links lässt sich eine Spalte öffnen, die es erlaubt, direkt auf eine bestimmte Seite zu wechseln.

Moving Peak Oil

Wenn physische Knappheit droht, greifen ökonomische Gesetze

Vor einigen Jahren publizierte die NZZ meinen Kommentar zum Thema ‚Peak Oil‘. Damit ist die absehbare Verknappung und Erschöpfung endlicher Ressourcen wie Erdöl oder Erdgas gemeint. Hier folgt ein Ausschnitt aus meinem damaligen NZZ-Beitrag:

Schon im Gefolge der düsteren Prognosen des Club of Rome in “Grenzen des Wachstums” (1972) und unter dem Eindruck der Ölkrisen der 1970er Jahre hatten Warnungen vor der Erschöpfung fossiler Energievorräte Hochkonjunktur. Doch musste der prognostizierte Zeitpunkt der Erschöpfung bzw. des Fördermaximums immer wieder hinausgeschoben werden. Der “peak oil” ist vom Ölpreis abhängig: Bei hohem Ölpreis lohnt es sich, Lagerstätten selbst zu höheren Kosten weiter abzubauen und in Technologie zu investieren. Mit steigendem Ölpreis und technologischem Fortschritt in Exploration und Produktion verschiebt sich der “peak oil” in die Zukunft.

Zwischen 1980 und 2020 haben sich die nachgewiesenen Erdölreserven fast verdreifacht (zum Vergrössern Grafik anklicken):

Die Abbildung zeigt die Mengen an Erdöl, von dem wir mit hinreichender Sicherheit wissen, dass es in Zukunft unter den bestehenden wirtschaftlichen und betrieblichen Bedingungen gefördert werden kann. Die nachgewiesenen Reserven verringern sich, wenn wir Öl fördern, und erhöhen sich, wenn neue Ressourcen entdeckt werden oder die Förderung wirtschaftlich rentabel wird (mit Google übersetzter Text unter dem Titel der Abbildung).

Bis heute stiegen die zusätzlich nachgewiesenen Reserven stets stärker als die Produktion. Das Verhältnis zwischen Zunahme der Reserven und Produktion – ein Mass für relative Knappheit – verbesserte sich. So haben im Zeitraum von 2013 bis 2022 die nachgewiesenen Reserven gemäss OPEC-Angaben netto um über 84 Mrd. Barrel zugenommen, trotz steigender Produktion. Das wird auch so bleiben, weil sich die ökonomischen Gesetzmässigkeiten nicht ändern.

Ökonomisch gesehen gibt es keine endlichen, sondern nur mehr oder weniger knappe Ressourcen. Dies gilt auch für Wind- oder Sonnenenergie, nur sind dort die Ressourcen für die Umsetzung in konsumierbare Energie knapp. Knappheit ist kein physisches Phänomen eines nur in geringer Menge verfügbaren Gutes, sondern eine relative Grösse, nämlich das Verhältnis zwischen Angebots- und Nachfragemengen. Knappheit hat ihr (relatives) Mass auf freien Märkten im Preis, der sich aus diesem Verhältnis bildet.

Fazit: Es ist als wahrscheinlich anzunehmen, dass das Phänomen ‚Peak Oil‘ auf der Nachfrageseite eintreten wird – und nicht durch sich erschöpfende Vorräte wie von den Peak-Oil-Warnern behauptet. Die Vorräte werden gar nie vollständig aufgebraucht werden, weil die Wirkungen der weltweiten Dekarbonisierungspolitik die Nachfrage nach fossilen Energieträgern über die Veränderung relativer Preise werden sinken lassen. Wann genau dies eintreten wird, lässt sich nicht voraussagen.

Kritiker der Klimapolitik sollten schwache Argumente vermeiden

Man hat den Eindruck, dass die Kritiker unserer illusionären, von links-grüner Ideologie getränkten Klimapolitik nach allen irgendwie verfügbaren Argumenten greifen. Der Glaube, je mehr Argumente, desto besser, ist aber ein Trugschluss, denn Argumente sind nicht einfach kumulierbar. Nicht die Menge an Argumenten sorgt für Wirkung, sondern deren Qualität.

Deshalb ist es ratsam, zwischen starken und schwachen Argumenten zu unterscheiden und die schwachen möglichst zu vermeiden. Schlechte Begründungen schaden der Sache, weil sie leicht widerlegbar sind. Dies untergräbt auch die allgemeine Glaubwürdigkeit politikskeptischer Einwände. Nachstehend eine Kritik an den zwei geläufigsten schwachen Argumenten.

Schwaches Argument 1: „Das Klima hat sich schon immer gewandelt

Wer so argumentiert, gilt leicht als Klimaskeptiker oder gar Klimaleugner. Ist man einmal so etikettiert, braucht man sich um bessere Argumente nicht mehr zu bemühen. Selbstverständlich gab es schon vor der Industrialisierung natürliche Schwankungen des Klimas und dabei auch raschere Erwärmungsphasen. Mit dieser eher banalen Erkenntnis begibt man sich jedoch argumentativ auf vermintes Gebiet. Das Argument lässt sich höchstens gegen die Behauptung verwenden, die gegenwärtige rasche Klimaerwärmung sei einmalig in der Klimageschichte („unprecedented“.)

Jedoch lässt sich aus der langfristigen Klimageschichte mit ihren natürlichen CO2- und Temperaturschwankungen logisch kein Beweis gegen die These vom menschengemachten Klimawandel ableiten. Die natürliche Variabilität ist seit dem wachsenden menschlichen Eintrag von CO2 in die Atmosphäre nicht mehr getrennt vom noch nicht abschliessend geklärten Einfluss des CO2 zu beobachten. Solange man die natürlichen Einflüsse (Sonne, Wolken) nicht eindeutig von der physikalisch gut begründeten Wirkung von menschlichen Treibhausgas-Emissionen trennen kann, muss der menschengemachte Klimawandel mindestens als Hypothese anerkannt werden. Im übrigen ist die ‚Konsens-Klimaforschung‘ gegen diesen Einwand gut gerüstet. Sie hat sich mit natürlichen Schwankungen ausgiebig beschäftigt und hat auf Einwände aus dieser Richtung schwer zu widerlegende Erkenntnisse.

Schwaches Argument 2: „Die kleine Schweiz hat keinen Einfluss auf das Weltklima“

In der Schweiz wohnt rund ein Tausendstel der Weltbevölkerung. Die Inlandemissionen, als ‚produktionsbasiert‘ bezeichnet, machen ebenfalls etwa ein Tausendstel der Weltemissionen aus. Aber die Importe in die Schweiz sind viel CO2-intensiver als die Exporte. Der sogenannt ‚konsumbasierte‘ Anteil der Schweiz an den weltweiten CO2-Emissionen ist deshalb rund drei mal höher. Das sind drei Tausendstel oder drei Promille des globalen CO2-Ausstosses. Nun kann man natürlich lange darüber streiten, welche der beiden Sichtweisen korrekt ist. Jedenfalls hat sich die internationale Klimapolitik darauf geeinigt, dass jedes Land nur für seinen produktionsbasierten Ausstoss verantwortlich sein kann, weil seine politisch-rechtlichen Kompetenzen nur für das eigene Territorium anwendbar sind.

Selbstverständlich ist auch ein Anteil von drei Promille immer noch derart gering, dass selbst ein Stillegen der Schweiz keinen Einfluss auf das Weltklima hätte. Doch das ist nicht der entscheidende Punkt, sondern das, was im Abstimmungsbüchlein zum Klima- und Innovationsgesetz – betreffend das Referendum vom Juni 2023 – nachzulesen ist: „Die Schweiz hat sich 2015 im Übereinkommen von Paris gemeinsam mit 192 weiteren Staaten und der EU verpflichtet, den Ausstoss von Treibhausgasen zu reduzieren.“ Eigentlich müsste man sagen, der Bundesrat habe die Schweiz verpflichtet, denn das Volk wurde damals dazu nicht befragt. Dies geschah erst im Nachhinein, als die Gehirnwäsche-Maschinerien der meinungsmächtigen Institutionen unter links-grün-progressiver Leitung (Staatliche Verwaltung, Medien, mächtige NGO, Kulturinstitutionen, opportunistische Wirtschaftsverbände…) bereits ihre volle Wirkung entfaltet hatten.

Nun existiert diese Verpflichtung, mit dem illusionären ’netto null 2050′-Ziel noch potenziert. Sie ist institutionell abgesichert und bestimmt seitdem das klimapolitische Handeln – mit übermenschlichem Glauben an die internationale Solidarität. Denn das Anreizproblem solcher Abkommen mit sanktionslosen Selbstverpflichtungen, bekannt unter dem Stichwort „Trittbrettfahren“, wird einfach verdrängt. Damit gelangen wir zur Notwendigkeit, Skepsis gegenüber der Klimaforschung und Klimapolitik-Skepsis klar auseinanderzuhalten. Man kann die Konsens-Klimaforschung akzeptieren und dennoch in Bezug auf die gängige Klimapolitik skeptisch sein.

Aktivistischer Journalismus für das Klima

Auf der Webseite des deutschen ‚Netzwerks Klimajournalismus‘ liest man:
Die Klimakrise stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen – und damit auch den Journalismus. Obwohl die Klimakrise unsere Lebensgrundlagen akut bedroht, ist sie in den Medien nur ein Thema unter vielen. Das wollen wir ändern.

Ändern kann logischerweise nur heissen, „das Klima“ solle in den Medien nicht mehr nur ein Thema unter vielen sien, sondern das über allen anderen thronende Anliegen. Alles andere soll dem Klimathema untergeodnet werden. Und die Medien sollen dabei als Teil der klimaaktivistischen Szene eine Hauptrolle spielen.

Welcher „woke“ Geist in diesem ‚Netzwerk Klimajournalismus‘ weht, erkennt man nicht nur an der durchgängig verwendeten Gender-Sprache, sondern noch viel mehr in der Netzwerk-Charta, wo unter anderem zu lesen ist:

Da stellen sich viele Fragen, zum Beispiel::

Hängen die Länder des „Globalen Südens“ (was immer man darunter versteht) nicht auch am Wachstumsparadigma, ohne das weniger entwickelte Länder nie aus der Armut aufsteigen können? Wer zählt überhaupt zum „Globalen Norden“, wer zum „Globalen Süden“? Wohin gehören Länder wie China, Australien, Neuseeland, Argentinien, die V.A. Emirate, Saudiarabien? Mit dem unscharfen Begriff „Globaler Süden“ sind wohl die unterentwickelten armen Länder gemeint, deren Unterentwicklung mit dem Kolonialismus in Verbindung gebracht wird, damit wir reichen Westler uns schuldig fühlen – das alte Argumentationmuster der linken kapitalismusfeindlichen Aktivistengruppen.

Oder dann diese Frage: Soll nun der „Globale Süden“ (was immer man darunter versteht) aus Gerechtigkeitsgründen gleiche CO2-Belastungsrechte erhalten wie sie der „Globale Norden“ (wer immer darunter fällt) bereits verbraucht hat? Ganz wichtig wäre im Gegenzug auch dies zu fragen: Woher stammen die Technologien und Aktivitäten zur Dekarbonisierung? Sicher nicht aus dem „Globalen Süden“ (wenn damit einfach die unterentwickelten und ehemals kolonisierten Länder gemeint sind). Ohne das Wissen, Können und die Technologien des „Globalen Nordens“ gibt es auch im „Globalen Süden“ keine Fortschritte (was immer unter diesen plakativen, in die Irre führenden Begriffen verstanden wird).

Unter den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNO sind ‚Massnahmen zum Klimaschutz‘ Ziel Nummer 13. Die UNO teilt also die einseitige Klimaperspektive der Klimajournalisten gerade nicht. Dabei möchten aktivistische NGO wie dieses ‚Netzwerk Klimajournalismus‘ die UNO gerne zu einer Art Weltregierung machen, bei der sie via NGO-Lobbying noch mehr Einfluss nehmen könnten. Da sich die Mehrheitsverhältnisse in der UNO dramatisch zuungunsten der liberalen, demokratischen und rechtsstaatlichen Demokratien entwickelt haben, könnten solche NGO unter einer UNO-Weltregierung auf starke Unterstützung zählen für ihren Kampf gegen ‚die Verantwortlichen, die die Welt in eine irreversible Klimakatastrophe steuern‘.

Da stellt sich sofort eine letzte Frage: Sind bei diesen Verantwortlichen die Chinesen, die Inder, die Brasilianer oder die Indonesier auch dabei?

Express geht hier gar nichts – ausser in Notfällen

Der Solar-Express stockt. Der Wind-Express sowieso. Und die wichtigen Wasserkraftprojekte stecken im umweltpolitischen Beschwerdedickicht. Das alles ist ja auch kein Wunder. Das Wort „express“ passt nicht in die schweizerische politische Realität. Wer etwas anderes glaubte, war schlicht naiv, denn „express“ geht es höchstens, wenn eine selbst verschuldete Notlage eintritt und das eidgenössische Kompetenzen-Wirrwarr zu einem alternativlosen Schnellschuss zwingt. Ein nicht lange zurückliegendes eindrückliches Beispiel ist der nicht verhinderte Untergang der ikonischen schweizerischen Grossbank Credit Suisse. Ein anderes das Not-Gaskraftwerk Birr, gebaut nicht lange nachdem man unter links-grünem Beifall das AKW Mühlerberg abgeschaltet hatte.

Für die besonders engagierten „express“-Anhänger geht es ohnehin vor allem darum, den Leuten den Wunsch nach Kernenergie auszutreiben, indem man ihnen vorgaukelt, die Schweiz sei allein mit sogenannt erneuerbaren Energien in der Lage, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wenn dann die Realität zuschlägt, bleiben nur noch teure und klimaschädigende Gaskraftwerke als alternativlose Notlösung – alternativlos, weil man sich seit Leuthards Fukushima-Energiewende selbst in eine Sackgasse manövriert hat.

Klima: Elitäre Angstmacher am Werk

Als Abonnent der New York Times (NYT) mit thematischer Zugangslimitierung habe ich als eines der interessierenden Themen den Klimawandel gewählt. In diesem Weltblatt gibt es beinahe täglich Klimaalarm. Jüngst waren es Schauergeschichten über massiv steigende Versicherungsprämien für Immobilien, die für immer mehr Hauseigentümer nicht mehr tragbar seien. Dabei verschwand trotz vielen Daten der Verdacht auf eine selektive Auswahl möglicher Ursachen steigender Prämien nicht.

Heute warnt nun die NYT vor riesigen bevorstehenden Problemen mit der Nahrungsmittelversorgung. Ausgangspunkt des Berichts ist die hohe Teuerung bei Nahrungsmitteln in den USA, wofür der Begriff „Foodflation“ erfunden wurde. Hier ein Ausschnitt aus dem betreffenden Artikel (übersetzt mit Google Übersetzer):

Doch so schmerzhaft die Foodflation auch ist, sie könnte nur ein Vorbote der bevorstehenden Umwälzungen im Nahrungsmittelsystem sein… Ihre globalen Konsequenzen werden tiefgreifend sein... Wir können bereits jetzt sehen, wie die ersten Erschütterungen das globale Nahrungsmittelsystem durchrütteln. Da der Klimawandel die Wettermuster dauerhaft verändert, haben die Bauern Mühe, Ernten in den gleichen riesigen Mengen wie früher zu produzieren… In Vietnam hat extreme Hitze die Kaffeeernte geschädigt und die Preise weltweit in die Höhe getrieben. Die Verbraucher werden bald noch höhere Preise und weniger der Lebensmittel erleben, die sie kennen und lieben gelernt haben. Ob es uns gefällt oder nicht, unsere Obst- und Gemüseabteilungen stehen kurz vor einer Transformation.

„Transformation“ ist ein wichtiges Schlagwort der gut versorgten akademischen Eliten in den Grossstädten der reichen westlichen Welt. Für viele dieser Leute in der angelsächsischen Welt ist die NYT das Leibblatt. Und viele dieser privilegierten Gruppe plädieren auch gerne für „De-Growth“. Das Klimaproblem kann nach ihrer Sicht nur durch negatives Wirtschaftswachstum, also Schrumpfung, angegangen werden. Die Diskrepanz in den Ansichten im Vergleich mit der gewöhnlichen Bevölkerung ist riesig. Nachstehend zeige ich drei Folien aus einem Referat, das ich kürzlich an einer Tagung unter dem Titel „Elite Wokeness in Figures“ hielt. Die Grafiken stammen aus einer Umfrage des Committee to Unleash Prosperity, publiziert unter dem Titel “Them vs. U.S. – The Two Americas and How the Nation’s Elite Is Out of Touch with Average Americans”.

Kommentar überflüssig…

EGMR: Ein Urteil pro Kernenergie

Unsere Klimaseniorinnen ebnen den Weg für die Rückkehr zu einer vernünftigen Klima- und Energiepolitik

Man kann über das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) jubeln wie die siegreichen Klimaseniorinnen selbst oder all die Unterstützer aus linken Parteien und Verbänden. Oder man kann das Urteil als juristisch verfehlt und politisch anmassend kritisieren, wie es zum Beispiel die NZZ in aller Deutlichkeit getan hat. Es müsste den Bürgern des Landes, das sich gerne als Demokratieweltmeister feiert, zu denken geben, dass die hoch partizipativen politischen und rechtsstaatlichen schweizerischen Institutionen nach Meinung der Klimaseniorinnen nicht genügen, um den Umständen entsprechend fair mit ihren Anliegen umzugehen. Den hinter dem ganzen Prozess stehenden Greenpeace-Unterstützern ist das natürlich egal, denn diese spielen auch hier wieder primär das Spiel der Macht.

Was die jubelnde Seite nach dem Urteil als selbstverständlich voraussetzt, nämlich dass nun eine links-grüne Klima- und Energiepolitik neuen Schub erhält, ist überhaupt nicht gegeben. Denn das hohe Gericht hat es wohlweislich unterlassen, der Schweiz konkrete Auflagen betreffend Klimaschutz für ältere Damen zu machen, die als Massnahmen in Gesetze und Verordnungen überzuführen wären.

Mit anderen Worten: Das EGMR-Urteil lässt offen, wie die Schweiz darauf reagieren soll, sofern überhaupt. Man könnte das Urteil auch so verstehen, dass die schweizerische Klima- und Energiepolitik nach links-grüner Ideologie nicht das gebracht hat, was man den Leuten seit Jahren suggeriert. Eigentlich erfordert der Erfolg der Klimaseniorinnen in Strassburg geradezu zwingend eine grundlegende Debatte über eine langfristig wirksame Klimapolitik. Die grünen Rezepte sind weitgehend unwirksam und trotzdem teuer. Damit gelangen wir wieder zur altbekannten links-grünen Schizophrenie in der Einstellung zur praktisch CO2-freien Kernenergie. Solange die fundamentalistische Ablehnung der Kernenergie bzw. neuer Kernkraftwerke durch Links-grün in unserer Politik die Oberhand behält, wird die Realisierung einer nachhaltig wirksamen und umweltschonenden Klimapolitik zu tragbaren Kosten verhindert.

Alles, was seit der Zustimmung zum Energiegesetz im Referendum vom Mai 2017 gesetzlich passiert ist, steht unter der Fuchtel des ominösen Leitspruchs „Versorgungssicherheit nur mit erneuerbaren Energien“. Dies schliesst den Ausbau der Kernenergie, ganz nach den Wünschen der fundamentalistischen Kernenergiegegner, implizit aus. Und all die politisch-gesetzlichen Aktivitäten um Wind- und Solarexpress sowie Mantelerlass zielen darauf ab, in der Bevölkerung die Illusion aufrecht zu erhalten, wir könnten unsere Ziele im Klima- und Energiebereich allein mit Sonne, Wind, Wasser und Biomasse erreichen. Der ganze links-grüne Druck für eine solche beschleunigte „Leuthard-Sommaruga-Politik“ hat den Hauptzweck, eine Renaissance der Kernenergie zu verhindern.

Regelmässig erhalten diese Kreise Unterstützung durch Studien staatlicher Hochschulen. Wie gerade jetzt wieder im Fall einer neuen Studie von ETHZ, EPFL und Universität Genf gelangen diese jeweils unter abenteuerlichen Annahmen über den erforderlichen massiven Ausbau all der Infrastrukturen sowie über Stromimporte im Winter (Achtung fossiler Strom aus Deutschland und Atomstrom aus Frankreich!) zum Schluss, dass eine solche Netto-null-Energiewende mit Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit technisch und wirtschaftlich machbar sei. Es ist bezeichnend, dass das Energy Science Center (ESC) der ETHZ erst dann ein Szenario mit Kernenergie gerechnet hat, als Economiesuisse dazu den Auftrag gab. Und als dieses Szenario günstig ausfiel, behauptete Christian Schaffner, Direktor des ESC, im Tages-Anzeiger, die Kernenergie-Variante sei die teuerste.

Subtiler Klimaalarmismus auf Radio SRF

Dieser Text erschien unter dem Titel „Panikmache in Endlosschleife“ in der Weltwoche Nr. 46/23 vom 16. November 2023

Radio SRF bemüht sich redlich, in Sachen Klimawandel das bisherige Alarmierungsniveau möglichst aufrecht zu erhalten. Unter dem Titel „Klimawandel: Die Kosten laufen aus dem Ruder“ informierte der SRF-Wissenschaftsjournalist Klaus Ammann über den neusten Bericht des UNO-Umweltweltprogramms (UNEP). Gemäss den Autoren dieses Berichts sind die geschätzten notwendigen Kosten der Anpassung an den Klimawandel in jüngerer Zeit stark gestiegen. Der Bericht nennt Aufwendungen von jährlich 200 bis 400 Milliarden Dollar, Tendenz steigend. Heute werde aber nur ein kleiner Bruchteil davon tatsächlich zur Verfügung gestellt, mahnte UNEP-Direktorin Inger Andersen.

Adressaten dieser Botschaft sind natürlich die reichen westlichen Länder. Im UNEP-Bericht wird erklärt, wie Kosten und Schäden konzeptionell geschätzt werden. Dort heisst es, trotz unterschiedlicher möglicher Konzepte sei Gerechtigkeit ein wichtiges Thema. Eine Gerechtigkeitsperspektive mache darauf aufmerksam, dass Verlust und Schaden nicht allein das Ergebnis von Klimagefahren seien, sondern auch durch unterschiedliche Verletzlichkeit beeinflusst würden. Diese sei oft durch gesellschaftspolitische Prozesse verursacht, darunter Rassismus und eine Geschichte des Kolonialismus und der Ausbeutung.

Durch die Brille des Politökonomen sieht man den UNEP-Bericht kritischer als Radio SRF. Das beginnt damit, dass man die Herkunft und Positionen der einleitend aufgeführten „authors“ und „reviewers“ genauer anschaut. Erkennbar ist eine Blase von gleich getakteten Personen, UNO-typisch viele aus oder mit Beziehung zu Entwicklungsländern – ein Urteil, das keine Aussage über fachliche Kompetenz darstellt. Zudem ist das UNEP selbst ein politischer Akteur, der seiner Bestimmung gerecht werden will. Das wissen auch die Autoren einer solchen Studie.

Riesiges Umverteilungsprogramm

Das Hauptanliegen des UNEP-Berichts zielt auf ein riesiges finanzielles Umverteilungsprogramm zugunsten armer Länder auf Kosten der reichen westlichen Staaten. Die Entwicklungsländer seien darauf angewiesen, dass die wohlhabenderen Länder sie unterstützten, heisst es in der SRF-Sendung. So ist es auch nur logisch, dass dort keine kritischen Stimmen, sondern nur die üblichen Entwicklungs-NGO zu Wort kommen. Eine Beraterin für Klimaanpassung beim Hilfswerk Helvetas sagt: “Wir sehen in den Ländern, in denen wir tätig sind, dass die Menschen den Klimaereignissen schutzlos ausgeliefert sind. Nehmen wir das Beispiel einer Schneiderin in Bangladesch: Sie hat eine Nähmaschine auf Kredit gekauft und arbeitet mit dieser. Eines Tages kommt eine grosse Flut und zerstört ihr Haus und auch ihr Arbeitsgerät, die Nähmaschine. So hat sie nicht nur keine Existenzgrundlage mehr, sondern sie sitzt auch noch auf Schulden.“

Mit Bangladesh ist das „Framing“ für das breite Publikum gesetzt: Bangladesh, ist das nicht das Land, wo diese Tropenstürme und Überschwemmungen immer wieder so viel Unheil anrichten? Dann appelliert die Geschichte der bedauernswerten Schneiderin, einem wahrscheinlich fiktiven Einzelschicksal, an die Betroffenheit von uns Verschonten. Die Helvetas-Beraterin kann damit rechnen, dass in der hiesigen Bevölkerung das grosse Bild aus verlässlichen Daten über Stürme und Überflutungen in Bangladesh nicht bekannt ist. Gemäss Statista gibt es bei der Anzahl der von Naturkatastrophen betroffenen Menschen in den Jahren 2000 bis 2020 zwar keinen klaren Trend. Dank Massnahmen der Anpassung sind jedoch in Bangladesh die Opferzahlen über die Jahrzehnte gesunken, und dies trotz hohem Bevölkerungswachstum und einer inzwischen extremen Dichte der Bevölkerung. Bangladesh hat auf einer Fläche, die nur dreieinhalbmal so gross ist wie die Schweiz, über 170 Millionen Einwohner, also zwanzig mal die Schweiz.

Gescheiterte Entwicklungshilfe als abschreckendes Muster

Wenn nun Radio SRF einfach die UNEP-Sicht plus Ansichten einer Helvetas-Beraterin vermittelt, ohne eine Einordnung in einen grösseren Rahmen zu liefern, ist der Verdacht auf eine bestimmte politisch-ideologische Motivation naheliegend. Der grössere Rahmen wäre bei einem solchen Umverteilungsprogramm auch naheliegend. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Angus Deaton hat über die traditionelle Entwicklungshilfe gesagt, diese Hilfe habe Afrika nicht wohlhabender, sondern ärmer gemacht.

Der Grund dafür ist längst bekannt. Es sind die fehlenden ausgebildeten wohlstandsfördernden Institutionen: funktionierender Rechtsstaat mit geschützten privaten Eigentumsrechten, Vertragsfreiheit, demokratische Machtteilung gegen kleptomanische Eliten, Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb, Schutz vor staatlicher Willkür durch eine korruptionsfreie staatliche Verwaltung mit klar begrenzten Machtbefugnissen. Es ist nicht einzusehen, weshalb das von der UNEP geforderte, im Ausmass völlig unrealistische Umverteilungsprogramm unter unveränderten institutionellen Verhältnissen in den Empfängerländern nicht dasselbe ernüchternde Schicksal erleiden sollte wie die bisherige westliche Entwicklungshilfe.